Atomkeller

Das war mal wieder eine geniale Mail (Anmerkung: Rundmail vom 25.7.17) mit der fantastischen Gruppe "Laibach" und ihrem Bezug zu Haigerloch. Auf den Skalen der Kriegszeitradios fand ich auch immer "Laibach" zusammen mit Hilversum, Wilna, Benommenster und 100 weiteren seltsamen Orten, die man angeblich bei Nacht zwischen elektronischem Gezwitscher und stark brummenden kommunistischen Störsendern einfangen konnte, aber am Schluss war's bei Stuttgart, Südwestfung oder Radio Beromünster geblieben. Das traf auch unter der Bettdecke im Haigerlocher Schlafsaal zu, aber es war viel wichtiger, dass man was hörte, als was man hörte. Müdigkeit und die Befürchtung, dass der Superior die Erdung im Wasserhahn oder die Antenne am Fenster beim nächtlichen Gang durch die Schlafsäle entdecken könnte ließen keine gute Stimmung aufkommen und nach einigen Monaten war die Lust an Detektor und Radiomann vergangen, der antennenlose Transistor war ohnehin im Anmarsch.
Und das Silentium? Hören war ja nicht Sprechen und nur Sprechen war verboten. So mancher Pater kam ins Grübeln.
Was für Probleme 1957! Kaum 300m vor der Haustüre des Missionshauses drohte 12 Jahre vorher ein Kernreaktor unter der Schlosskirche überkritisch zu werden, und das hätte auch böse für Haigerloch ausgehen können. Dort war 1945 der Brennpunkt der deutschen Atomforschung, aber Ziel war das Atomkraftwerk, während die Amis kurz vor der Atombombe standen, die in Deutschland nicht angestrebt war. Man erwartet eigentlich das Umgekehrte, vielleicht war das auch ein Motiv der Gruppe "Laibach". Während meiner Haigerlochzeit, 1954-57 hat man im Missionshaus praktisch nichts von den Vorgängen gehört, nur dass der Pfarrer Gulde die befohlene Sprengung des Felsenkellers durch die Amis verhindert habe. Er überzeugte den amerikanischen Sprengmeister, dass ein bisschen gesprengt ja auch gesprengt sei, so dass der mit ein bisschen Knallen im Felsenkeller es bewenden ließ und damit die Schlosskirche rettete. 1978 gab es einen schönen Artikel in der kostenlosen iwz, die man auch heute noch etwas verkleinert in halb Deutschland am Freitag im Briefkasten findet. Hier der Bericht von damals, der meine obigen Aussagen ermöglichte und ergänzt:
http://www.m-schoenherr.de/iwz18-03-78

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