Gummiwurst

Neben dem Gemüsegarten hatte das Missionshaus auch eine kleinere „Ökonomie“, in der immer ein, zwei Rinder zur Milch- und mehrere Schweine zur Fleischerzeugung gehalten wurden. Br. Hatto, ein einfacher und bescheidener Laienbruder, versorgte die Tiere und hatte oben im Stall sein Zimmer. Das hatte auch zur Folge, dass man die Anwesenheit von Bruder Hatto im Haus oder der Kapelle über die Nase wahrnehmen konnte. Immer am Montag, während der Morgenmesse, meist zwischen der Gabenbereitung und Wandlung, konnte man an den markerschütternden Protestschreien der Schweine hören, dass wieder eines vom Metzger Haid aus Bad Imnau zum Schlachten abgeholt wurde. Im Verlauf der Folgetage wurden dann entsprechend Wurst- und Fleischwaren zurückgeliefert. Eines der Spezialprodukte war die Gummiwurst. Weißer Schwartenmagen, dessen Anteile an Fleischstücken im keinem Verhältnis zur ausgiebigen „Kunstsülze“ standen. Zumindest gab es einmal die Woche reichlich Gummiwurst zum Abendessen. Über längere Zeit habe ich mir mein knappes Taschengeld aufgebessert, indem ich die Gummiwurstportionen meiner Tischgenossen aufaß, oder später auch über das Klo entsorgte.

Fidel Mathias Fischer

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