Impressionen aus Hechingen

Am Gymnasium Hechingen verbrachte der Abitursjahrgang 67 ein sehr intensives und fruchtbares - für manche vielleicht auch furchtbares - Jahr. Eigentlich hätten wir ja in Großkrotzenburg anfangen sollen, aber die Kreuzburg wurde sehr zu unserem Leidwesen kurzfristig geschlossen. So stand also das Gymnasium Hechingen auf dem Programm. Ich habe an anderer Stelle schon davon berichtet, deshalb beschränke ich mich hier auf einige Episoden und Personen, die mir in besonderer Erinnerung verblieben sind.

  • Ich habe in meinem Leben noch nie jemand kennen gelernt, der das lateinische Sprichwort "oderint, dum metuant" so verinnerlicht hatte, wie Herr Schwab, unser Klassenlehrer, der uns in Deutsch unterrichtete. Wenn er auf leisen Sohlen ins Klassenzimmer schlurfte bzw. schwebte, von einer strengen süßlichen Parfümwolke umgeben, ergriff mich die Panik und anderen erging es ähnlich. Jede Deutschstunde war für mich ein traumatisches Erlebnis und dies spiegelte sich bei mir auch in der Note wieder. Ich verstehe heute noch nicht, warum ein Mensch so harmlose Schüler wie wir es waren, so terrorisieren wollte.
  • Über andere Lehrer kann ich nur mit sehr großem Respekt und Hochachtung reden. Herr Empter, unser Englisch- und Sportlehrer, war mit seinen 67 Jahren noch richtig fit. Er nahm uns zwar in die Zange, hat uns aber nach allen Regeln der Kunst gefördert. Das ging sogar soweit, dass er denen, die interessiert waren, extra Stunden im Schwimmbad und der Turnhalle gab. Ich habe damals im Turnen Sachen hinbekommen, die ich mir nie zuvor im Leben getraut hätte und ich hatte - oh Wunder - zum ersten Mal ein "gut" im Sport.
  • Herr Dr. Fetzer, mein späterere Schulleiter am Saulgauer Gymansium, unterrichtete uns in Latein. Auch er hat uns in besonderer Weise gefordert und gefördert. Er galt wohl als hart, aber für diejenigen, die guten Willen zeigten - und dazu gehörten wir Klepfer - hatte er auch ein weiches Herz und er hat die Fortschritte, die wir dank seiner konsequenten Unterrichtsmethoden machten, auch gebührend notenmäßig honoriert.
  • Mathe bei Herrn Heberle war für mich eine Offenbarung. Ich war vorher in Mathe nicht so ein Ass, aber unter seiner Ägide habe ich die Schönheit der mathematischen Beweisführung schätzen gelernt. Ich war fasziniert vom Fach und von der Unterrichtsmethode, auch wenn sich diese Begeisterung nicht unbedingt in den Noten niederschlug.
    Günther Konstanzer schreibt ergänzend dazu:
    Herr Heberle war auch mein Mathelehrer in Hechingen. In seinem weißen Arbeitsmantel unvergesslich. Viele Jahre später, ich war inzwischen Pfarrgemeinderatsvorsitzender in Hechingen und H. Heberle leitete das Erwachsenenbildungswerk. Damit durfte er jeweils an mich "berichten". Später Ausgleich würde ich heute sagen.
    Ich habe mit ihm die ganzen Jahre ein sehr gutes Verhältnis gepflegt, bis zu seinem Tode im vergangenen Jahr. Er ist als gebürtigter Rottenburger auf dem dortigen Klausenfriedhof beigesetzt.
  • Auch andere Lehrer bleiben mir in sehr guter Erinnerung: Dr. Günter, der einen hervorragenden Physikunterricht machte, Dr. Enderle, der mir in 6 Wochen in seiner Französisch-AG die immerwährende Liebe zur französischen Sprache beigebracht hat.
  • Ja und da waren auch noch die Mädchen der damaligen Klasse 7b, die uns besonders ins Herz geschlossen hatten. - wir sie übrigens auch. Wir hatten richtig Spaß, obwohl es bei den meisten ein harmloses, freundschaftliches Geplänkel war. Bei einem von uns hat es allerdings zu mehr gereicht. Er hat ein sehr hübsches und nettes Mädchen aus der Klasse geheiratet.
Alles in allem war die Zeit in Hechingen eine äußerst positive Erfahrung, die ich nicht vermissen möchte.


Alfred Epple, 8.7.2015

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