Reder von Pfarrer Göller bei der Trauerfeier für Walter Haag

Liebe Brüder und Schwestern,

in dieser Stunde sind wir miteinander versammelt, um Abschied zu nehmen von Walter Haag, der mit 76 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben ist. Abschied von ihm nehmen die, die ihm im Herzen verbunden waren: Seine Kinder Clemens und Alina, seine Lebensgefährtin Edeltraud, sein Schwiegersohn Oli, seine Enkel Nele und Lara, aber auch viele Nachbarn, Freunde und Bekannte trauern heute hier um ihn in unserer Kirche St. Peter in Mernes.
Aber bei aller Trauer über den Abschied von einem geliebten und liebenden Menschen. als Christen auch hier in der Kirche zu diesem Requiem versammelt, weil wir in Vertrauen auf Gott Hoffnung und Trost suchen. Auch wenn Walter für unser Empfinden zu früh und zu plötzlich aus dem Leben gerissen wurde, müssen wir versuchen, im Glauben zu erfassen, dass er in ein anderes Leben, in ein ewiges Leben, das sich unserer Verstandeskraft entzieht, hineingegangen ist. Diesen Schritt können wir nur als glaubende Menschen mit vollziehen, die Vernunft alleine reicht dazu nicht aus.
Gerade haben wir im Evangelium gehört: Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. Trost und Hoffnung können wir nur bei Gott finden und wir suchen den Trost in dieser Stunde in seinem Wort, das uns zwar nicht von selbst den Schmerz der Trauer nimmt, uns aber helfen will,diesen Tod und das Sterben überhaupt in einem anderen Licht zu sehen im Licht der österlichen Hoffnung, im Licht der Auferstehung Jesu.
Die Worte aus dem Matthäusevangelium, die sogenannten Seligpreisungen, die wir eben gehört haben sind der Grund für diese Hoffinung. Jesus sagt uns zu: Freut euch und jubelt, euer Lohn im Himmel wird groß sein. Freuen? Jubeln? In dieser Stunde des Abschieds ist uns nicht nach Jubel zumute. Wir sind traurig und sicher zweifeln manche auch an der Liebe vom guten und barmherzigen Vater im Himmel. Wie kann er das zulassen? Selig werden diejenigen sein, die barmherzig und gütig handeln. Sich selig fühlen, wir kennen das aus unserem Sprachgebrauch: Es bedeutet glücklich sein und uns sicher und geborgen fühlen. Und diese Verheißung kann uns bei aller Unsicherheit doch ein wenig ruhiger machen, wenn wir an unseren verstorbenen Walter denken. Walter war ein humor voller und optimistischer Mensch, ihn kenzeichnete die Zuversicht auch in schwierigsten Lebenslagen.
Das Zupacken und Handeln waren ihm wichtig, auch bei seinem Engagement beim Nabu, bei den Maltesern. bei seinem Einsatz hier in unserer Pfarrgemeinde beim Kreuzweg beten, beim Krippenaufbau oder wenn er bei den Prozessionen den Lautsprecher trug. Walter hat unzähligen Menschen in schwierigen Lebenssituationen geholfen. Und das nicht nur im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit, sondern auch in all seinen Lebenssituationen, selbst als er selber schon schwer erkrankt war. Er war ein geschätzter Rat- und Impulsgeber. Er wird fehlen, seinen Enkeln, seiner Familie, seinen Freunden. seinen Vereinskameraden, uns als Pfarrgemeinde, uns allen. Walter war ein liebe- und verständnisvoller Vater, seine Enkel hat er mit großer Hingabe geliebt. Die letzten sieben Jahre fand er auch noch etwas persönliches Glück and er Seite von Edeltraud, einer ehemalige Studienkollegin, die er nach 45 Jahren in Frankfurt zufäallig wiedergetroffen hat. Walter kam im Mai 2014 nach Mernes, um näher bei seiner Familie sein zu können. Die Merneser, die sozialen Beziehungen im Ort, dass war ihm wichtig, ihm war Mernes schnell Heimat geworden. Er vermisste im Krankenhaus diese Gemeinschaft, aber die Verbundenheit mit den Mernesern spürte er dank der vielen Nachrichten und ausgerichteten Genesungswünsche. Ich weiß noch, wie er am Erntedanksonntag nach einem langen und schweren Krankenhausaufenthalt hier in unsere Kirche zum Erntedankgottesdienst kam. Ihm war es wichtig, auch Gott Danke zu sagen, für die verbleibende Zeit. Walter war ein Philosoph. Er der selber als Jugendlicher Missionar und Priester werden wollte, er spürte, dass es im Leben mehr gibt als die sichtbare Welt. Er studierte Humanwissenschaften speziell Gesellschaftswissenschaft und Psychoanalyse. Die Themen änderten sich: Aber eins behielt er bei: Den verstehenden Zugang zum Menschen und die Suche nach dem subjektiven Sinn im Leben eines Menschen. Er hat das leben durchdacht und verkostet. In Unterhaltungen mit ihm spürte man die Verbindung von Theologie, Philosophie und Psychoanalyse. Dabei war Walter nie ein Mensch, der doziert hat, er war ein Mensch der leisen Töne, der andere befähigen wollte, Probleme beherzt selber anzugehen. Walter stand auf Rhythmus, auf laute Musik und Gitarrensolos. Das wunderte mich inmmer etwas bei ihm, da er doch ein Mensch war, der doch selbst immer eher die leisen Töne anschlug. Bevor wir nachhher auf den Friedhof gehen, hören wir ein Lied aus dem Album Black von Metallica.
Ein Lied dass das Leben eines Wanderers beschreibt. der wie Walter viel herumgekommen ist. Die ausgewählten Lieder heute gehen auf Walter zurück er hat sie in seiner reflektierten Art ausgewählt und vieles für diesen Tag bestimmt.
Der Tod, er war nach der schweren Erkrankung von Walter nun auch Erlösung für ihn. Keiner von uns kennt den Tag oder die Stunde. Walter durfte noch seinen 75. Geburtstag groß feiern, der Geburtstag am 24.07. ist auch eine Verbundenheit, die ich mit Walter teilen durfte. Das Wort des Evangeliums ist an uns alle gerichtet, und so können auch wir uns sagen lassen: Selig die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen. Und das will uns allen heute wieder einmal etwas in Erinnerung rufen, was wir in der Hetze oder auch der Freude des Lebens leicht vergessen: Das Leben erschöpft sich eben nicht in den Jahren zwischen Geburt und Tod. Es kommt von Gott, er erhält es uns, und er nimmt es uns am Ende wieder - nach unseren menschlichen MaBstäben leider oft allzu früh. Aber er nimmt uns das Leben nicht, um uns dann für immer fallen und sterben zu lassen. Unser Weg in dieser Welt ist sinnvoll, er hat ein Ziel. Das bedeutet aber auch, es ist wichtig, WIE wir uns verhalten. Seid barmherzig und gütig miteinander. Die Seligpreisungen stellen eine reichhaltige Vorlage für unser Leben zur Verfügung. Ihre Weisheit kann helfen, demütiger, geduldiger, gerechter, liebevoller und vergebender zu leben. Walter war ein Mensch, der sich selber immer zurückgenommen hat. Dem Frieden und Harmonie wichtig waren. Der Herr wartet am Ende des Weges durch diese Welt auf uns - und wir dürfen uns auf seine Verheißung verlassen.
Schöpfen wir daher, bei aller Trauer um den Verlust eines geliebten und lieben Menschen immer wieder neuen Trost aus dieser Gewissheit unseres christlichen Glaubens. "Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis und beharrlich im Gebet" So wurde es uns heute in der Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom aufgetragen worden. Liebe trägt auch über Entfernungen hinweg. Liebe heißt auch, jemanden gehen lassen zu können. Empfehlen wir also unseren Bruder Walter in die liebenden Hände unseres Herrn Jesus Christus. Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden. Amen.
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