Krippenbastel-Aktion in Linz 1956

Ich erinnere mich noch an die Krippenbastel-Aktion samt Wettbewerb kurz vor den Weihnachtsferien 1956 in Linz am Rhein. Jeder Schüler hat seinerzeit als „Kunstprojekt“ eine Krippe gebastelt, deren Figuren mit der Laubsäge ausgesägt und dann mit Wasserfarben koloriert wurden. Das Material für die Krippenhöhle wurde in den umliegenden Wäldern während der Spaziergänge gesammelt. Das waren in aller Regel Reste von Baumwurzeln, Zweige, viel Moos, Blätter und Tannengrün. Auf diese Weise entstanden sehr phantasievolle Landschaften um die jeweilige Krippe herum. Wie man sieht, war die Pädagogik der Weissen Väter projektorientiert und ökologisch ausgerichtet zu einem Zeitpunkt, zu dem noch nie jemand diese Ideen formuliert hatte.

Ausgestellt wurden die Kunstwerke während einer nachmittäglichen Adventsfeier im Speisesaal, der in Linz im Tiefgeschoss lag. Der Speisesaal trug zu diesem Ereignis feierlichen Adventsschmuck mit Adventskranz und zahlreichen Kerzen. Auf den Tischen standen Orangen, Plätzchen, Kuchen und warmer Tee ohne Rum. Nach einer Einstimmung mit Adventsliedern und einer klassischen Weihachtsgeschichte wurden unsere Werke begutachtet.

Die Jury bestand aus dem Superior Pater Vogt, Kunstlehrer Pater Weber (der so gerne Raben schoss und diese auch genüsslich verspeiste), dem Ökonom Pater Ludwig und der Köchin Frau Evens.

Fotoapparate waren damals eine Seltenheit, so dass meines Wissens keine Bilder von dieser Aktion existieren. Alle Schüler waren natürlich mächtig aufgeregt, denn jeder hoffte auf eine gute Platzierung. Durch das Votum von Pater Ludwig habe ich es immerhin aus Platz 3 geschafft. Die selbst gebastelten Krippefiguren nahm jeder zu den Weihnachtsferien mit nach Hause und hatte so für die Eltern ein sehr schönes Weihnachtsgeschenk. Nach nunmehr 60 Jahren sind meine Figuren von damals längst verschwunden oder schlummern irgendwo verborgen in einem Schrank meiner längst verstorbenen Eltern.

Pörs Waigand, 17. 12.2015

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