Mathe statt Sport

Zu unserer Zeit war es möglich, dass Schüler, die etwas älter waren und ordentliche Schulleistungen brachten, eine Klasse überspringen konnten. Zu dieser Kategorie gehörten auch Otto Mayer und ich. Wir übersprangen die Quinta und fingen im neuen Schuljahr in der Quarta an. Ganz nebenbei bemerkt, wir wurden von den neuen Klassenkameraden ganz super aufgenommen.
Da uns doch einiger Unterrichtsstoff, vor allem in den Hauptfächern fehlte, durften wir während der Sportstunden im Klassenzimmer gemeinsam lernen und somit den verpassten Unterrichtsstoff nachholen. Alles schön und gut, aber was machen zwei Jugendliche, die man in einem Klassenzimmer allein lässt, um zu studieren? Alles - nur nicht studieren. Ich habe es sehr genossen, den Klassenkameraden heimlich beim Sport zuzuschauen, zumal Sport nicht gerade mein Lieblingsfach war. Das ging auch eine Weile gut, aber insgesamt war da doch zu wenig Action. Will heißen, irgendwann fingen wir an, Fange zu spielen und uns gegenseitig über Tische und Stühle zu jagen. Der damit einhergehende Lärm schreckte einen Pater - ich weiß nicht mehr wer es war, aber wahrscheinlich P. Bumiller, der direkt über unserem Klassenzimmer residierte - auf und er stürzte ins Klassenzimmer, um dem verrückten Treiben ein Ende zu machen. Ab dato war nichts mehr mit "Studieren" während der Turnstunde. Wir mussten schön brav den Sport mitmachen. Das war nicht weiter schlimm und auch die Verluste, die wir durch die mangelnde Aufholarbeit erlitten, waren langfristig zu verschmerzen. Die Zeit, die ich mit Otto damals "studierenderweise" verbracht habe, habe ich jedenfalls in guter Erinnerung und unsere Freundschaft wurde dadurch sicher gefestigt.

Alfred Epple, 2.5.2014

Zurück zu Erinnerungen