Vollbremsung

Rietberg Eine Begebenheit aus Rietberg im Jahre 1960
Jüngere Schüler rennen viel und gerne und vermeiden in aller Regel den gemessenen Schritt. Eines der schwersten Vergehen war es nun, die linke Säule während des Ganges in den dahinter liegenden Speisesaal mit der Hand zu berühren. Da aber der Boden äußerst glatt war, wie man auf dem Bild unschwer erkennen kann, bot die Säule beim Einbiegen, in Richtung Speisesaal hervorragenden Halt, so dass der ansonsten unvermeidliche Sturz auf den Steinboden bei hoher Geschwindigkeit vermieden werden konnte. Auf alle Fälle hatten schon viele Schülerhände an dieser Säule Halt gefunden, wie man deutlich sehen kann, obwohl Superior Pater Lange unzählige Male unter Androhung drastischer Strafen ausdrücklich das Berühren der Säule untersagt hatte. Hinter einem Mauervorsprung auf der Lauer liegend, hat Superior Lange mich bei einer dieser „Vollbremsungen“ natürlich erwischt, was bei ihm zu einem völlig unangemessenen Wutausbruch führte, in dessen Verlauf ich niedergemacht wurde. Die Strafe war die Separierung im Speisesaal. Ich durfte am „Armesünder-Tisch“ Platz nehmen, was bei mir einen „Hungerstreik“ auslöste, der jedoch undramatisch verlief, da ich, wie fast alle anderen Mitschüler auch, noch genügend Vorräte in meinem Spint gebunkert hatte.

Pörs Waigand

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