P. Schröter - Musikus mit Herz

P. Schröter, Musikus mit Herz – ein bleibendes Erlebnis mit ihm.

Schröter Michael Schönherr hat unten schon P. Schröter kurz aber treffend charakterisiert. Wenn ich mich an ihn erinnere, fallen mir eigentlich nur schöne Geschichten ein. Bewerten wir das u.g. Aufbrausen nicht zu hoch. Mit großem Engagement hat er sich um die Kirchenmusik im Haus gekümmert: als Organist, Schola- und Chorleiter. In der Regel unterrichtete er in der Sexta und hier alle nötigen Fächer. So wie auf dem Foto - es ist aus dem Bild mit dem schwarzen Bischof Kiwanuka herauskopiert – ist er mir in bleibender Erinnerung: leicht, sanft, fast verschmitzt lächelnd und die linke Hand am Rosenkranz.

Von sich erzählte er meines Wissens nie, aber er war ein interessierter Zuhörer. Und obwohl ich nach meinem Verlassen des Missionshauses in Haigerloch noch fast 10 Jahre bei den Weißen Vätern gewesen bin, habe ich niemals mehr von ihm etwas gehört.

Wie ich unten bereits berichtet habe, war ich 1957/58 zur Kartoffelkollekte in Bittelbronn. Mit dabei als „paterlicher“ Begleiter war P. Schröter. Da Bittelbronn nur 4 km von Haigerloch entfernt war, mussten wir Schüler dorthin laufen. P. Schröter durfte den Weg mit einer Bella zurücklegen. Das war ein türkisfarbener Motorroller, der dem Haus gehörte und mit dem die Patres meist zur Aushilfe fuhren. Nachdem die Kollekte dort in der späten Mittagszeit beendet war, ging‘s auf den Heimweg. Und so standen wir: P. Schröter, ein Mitschüler, ich und der mit Kartoffeln beladene Anhänger plus Traktor am Straßenrand in Bittelbronn, um in Richtung Missionshaus aufzubrechen. P. Schröter versuchte mehrfach vergeblich, den Motorroller zu starten. Aber das einfache Gefährt ließ sich partout nicht in Gang setzten. Kurz entschlossen drückte der Pater uns beiden Schülern das widerspenstige Zweirad in die Hand mit der Aufforderung, es nach Haigerloch zu schieben. Der Traktor fuhr mit P. Schröter los und wir schoben die Bella den zunächst leicht ansteigenden Weg zum Dorfausgang hinauf. Am Ortsschild bekam die Straße ein leichtes Gefälle in Richtung Weildorf. Das war für uns eine gute Gelegenheit, uns auf das Gefährt zu schwingen und den Berg hinunterzurollen. Da ich damals als 14jähriger schon eine gewisse Übung im Umgang mit Motorrädern hatte – mein Vater war auch Motorradbesitzer – konnte ich bei dieser Gelegenheit den zuvor „abgesoffenen“ Motor leicht starten. Und das war nun ein tolles Vergnügen: Wir konnten nun gemütlich durch Weildorf in Richtung Haigerloch fahren. Damals war auf diesen ländlichen Strecken kein anderes Fahrzeug weit und breit und so nutzen wir die günstige Gelegenheit, mehrfach zwischen Weildorf und Haigerloch hin und her zu fahren. Wir kamen uns dabei mit unseren 14 Jahren richtig erwachsen vor: ohne Helm und Motorradkleidung. Als wir schließlich am Annaweg oben ankamen, rollten wir das erste Stück den Weg hinunter und als das Missionshaus in Sicht kam, stiegen wir ordentlich ab und schoben den Motorroller auf das Hausgelände. Niemand hat hinterher Fragen gestellt und so blieb unsere Aktion ziemlich geheim, was wohl auch ganz gut war.

Schröter P. Schröter war meist bei unseren gottesdienstlichen Veranstaltung dabei und spielte das Harmonium. Dieses stand vorne links an der Wand neben dem Eingang zur Sakristei. Später, etwa 1958, konnte P. Schröter dank einiger von ihm animierter Spender eine elektronische Orgel für 5000 DM anschaffen. Diese stand dann rechts vor der ersten Bank am Fenster. Sie hatte ein Pedal und war ein großer Fortschritt gegenüber dem Harmonium, weil dieser Klang doch einer Kirchenorgel ähnlicher war. Auf diesem, für damalige Verhältnisse sehr teuren Instrument durfte natürlich kein Schüler spielen. Nur P. Schröter war es vorbehalten, von hier aus die heiligen Gesänge zu begleiten.

Nur einmal hat es jemand gewagt, dort auf den Orgelbock zu steigen und zwar war das P. Bumiller, ebenfalls von Schönherr unten sehr treffend beschrieben: Es war Montag, der 16. September 1957, ein Tag nach der Bundestagswahl. Die C-Parteien hatten wieder einmal die meisten Stimmen erringen können undstellen daher die Regierung. Da schwang sich Bumiller spontan nach der Messe auf den Orgelbock und sagte: „Weil’s gestern so gut geklappt hat“, daraufhin intonierte er „Großer Gott, wir loben Dich“, in das die Missionsschülerschar lautstark einfiel. P. Schröter beim Dirigieren einer vierstimmigen Messe; diese wurde gerade zu Ehren von P. Beiter aufgeführt, der seinen Festgottes, ein Levitenhochamt mit Presbyterassistens, zu seinem silbernen Priesterjubiläum hält. Vorn links neben der Sakristeitür ist noch das Harmonium zu sehen. Die Kapelle war wohl 1955/56 restauriert worden. Der damalige Ökonom, P. Schneider, hatte die Bilder an der Altarwand von einem Künstler anfertigen lassen: Linkes Bild Maria, rechts Josef, in der Mitte der auferstandene Christus, der Apostel aussendet, rechts sind auch zwei Weiße Väter zu erkennen; auf der linken Seite kann man die Negermärtyrer von Uganda in der himmlischen Seligkeit erkennen.

Dr. Hajo Stenger
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