Anmerkungen zu "Ein Römer sucht Gott"

Wie aus dem Datum ersichtlich, schrieb ich diesen Text als Fünfzehnjähriger in Haigerloch. Das etwas großzügig formulierte op. III lässt darauf schließen, dass es andere Texte zuvor gab und dass ich wohl - wie als echter Schriftsteller - weitere Texte in Planung hatte. Tatsächlich gibt noch irgendwo zwei weitere Texte, also op. I und II. Danach habe ich meine Bücher und Artikel nicht mehr durchnummeriert. Aber noch immer schreibe ich gern, sodass „aus seinen Augen unsagbare Freude strahlt“.
Dieser Text spiegelt gewiss die intensive religiöse Erziehung wider, die wir genossen haben. Er versucht aber auch, die Bibel als erzählerische Vorlage zu nehmen, um den dort auftretenden Figuren eine eigene, sehr persönliche Geschichte und Tiefe zu geben. Und Figuren und ihre Lebenswege zu verknüpfen. Hier also dem anonymen römischen Hauptmann unterm Kreuz Leben einzuhauchen. Dass der Text etwas dramatisch-schwülstig ausfällt, seien Ort und Zeit geschuldet.
Ich war zu dieser Zeit besonders motiviert zu schreiben, da ich von Pater Christian Herrmann zum ersten Mal in seinem Lehrerleben eine glatte „eins“ im Aufsatz erhalten hatte. Der Aufsatz hatte das stereotype „Mein schönstes Ferienerlebnis“ zum Inhalt und ich hatte über einen Hirschkampf geschrieben, den ich in den Ferien vom Hochsitz meines Onkels nächtens beobachtet hatte. Jedenfalls so die Legende. In Wahrheit hatte ich das Erlebnis phantasiert, die „eins“ aber nur bekommen, weil ich, von Christian eindrücklich nach der Authentizität befragt, stand- und glaubhaft gelogen hatte. Ich habe es ihm später in Frankfurt, als wir uns schon länger duzten, reumütig „gebeichtet“.
Über die Rezeption von „Ein Römer sucht Gott“ weiß ich nicht mehr allzu viel. Die anderen Erzählungen hießen „Rufus‘ Weg“ und die erste, glaube ich, handelte vom Kindermord in Bethlehem. Ich muss diese drei Geschichten jedenfalls im Kreise der Kameraden vorgelesen haben. Freddy beispielsweise kann sich dunkel daran erinnern. Vielleicht kommen op. I und II ja noch zum Vorschein.
Hier geht es zum Original-Text mit anschließender Transkription

22.2.2016
Raimund Pousset


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