Aus der Chronik der Weißen Väter 1905

HAIGERLOCH - APOSTOLISCHE SCHULE
3. Quartal 1905

Januar 1905
Der Winter lässt uns seine Strenge spüren. Das Thermometer fällt auf minus 21°C ab. Wasser und selbst Gas (Butan?) gefrieren in unseren Rohren. Unsere Kinder nutzen eine solche Temperatur und begießen den Spielplatz mit Wasser. Sie können dann problemlos Schlittschuh laufen.
Der Dekan lädt uns ein, mit unserer Gemeinde an der feierlichen Messe teilzunehmen, die anlässlich des Jahrestages der Geburt des Kaisers gesungen wird (27. Januar). Das Feuerwerk oben auf dem "Römischen Turm" sowie wiederholt Salven und fröhliche Musikergruppen lehren uns, dass unsere Leute in Haigerloch ihren Patriotismus verstehen. Judoei sunt et ego. Unsere Zusammenarbeit in den Amtstuben und die Flagge des Reiches, die unsere Fassade schmückt, erhellen die Welt mit dem Patriotismus der Weißen Väter. Selbst die Zeitungen greifen diese Tatsache auf. Pater Superior begibt sich zu Empfängen in unserer Gemeinde mit 1400 Seelen, um eine Konferenz über das Leben in den Missionen zu halten. Die am weitesten verbreitete Zeitung des Landes, der Zoller, veröffentlichte bei dieser Gelegenheit einen sehr lobenden Artikel. Die Nivellierungsarbeiten am Hang unseres Hügels werden nach und nach erfolgreich abgeschlossen. Alle diese übereinander gestaffelten Flächen versprechen eine sehr lukrative Gartenarbeit. Unsere Leute in Haigerloch sind erstaunt und glauben, dass solche Bemühungen nur von Religionsgemeinschaften durchgeführt werden können. Die Verschönerungsarbeiten gehen Hand in Hand. Der Pater für die Wirtschaftsverwaltung (Ökonom) macht bereits gute Gewinne durch die Tierhaltung: Unsere Schweinekolonie erbringt tatsächlich weiterhin ihre Quote für die Küche des Hauses.
Unsere Beziehungen zu MM, den Priestern sind herzlich. Vor allem in der Osterzeit hören sie nie auf, uns nach einem Beichtstuhl zu fragen: Nicht nur Samstage und Sonntage, sondern auch die Wochentage werden von diesem heiligen Dienst eingenommen, bis zu dem Punkt, dass unser Eifer fast ein wenig verwirrend wirkt. Wir glauben immer noch, dass wir uns dafür besonders eignen müssen; Hirten und Schafe bestätigen uns darin.
P. P. Schumacher

TRIER (Seminar und apostolische Schule)

Januar 1905
P. Voillard In den ersten Tagen des Januar litt Dennefeld an einer Entzündung der Brust, die bald zu einer sehr schweren Pleuritis ausartete. Für einige Tage gibt uns der Zustand unseres Patienten ernsthafte Sorgen. Also begann das ganze Haus zu beten und bat Gott, diesen lieben Vater für uns zu behalten. Am 15., dem Fest des Schutzpatrons St. Marcel, erhielt er das Sakrament der letzten Ölung, das diesmal eine deutliche Verbesserung brachte. Bald erklärt sogar der Arzt, dass die Krise überwunden sei. Wir danken Gott von ganzem Herzen und wünschen uns die baldige und vollständige Genesung des Vaters.
Der Februar wird in der Geschichte der Afrikamissionare in Deutschland allen in Erinnerung bleiben. In Abwesenheit des Paters Superior, der nach Haigerloch abgereist war, erhielten wir die folgende Mitteilung vom Bischof, dem Generaloberen: Die drei Häuser Trier, Marienthal und Haigerloch werden als Provinz konstituiert, und Pater Froberger wird zum Vizeprovinzial mit Befugnissen ernannt. Als Provinzdelegierte beeilen wir uns, Pater Superior den Ausdruck unserer herzlichen Glückwünsche zu übermitteln. Eine große Anzahl unserer Wohltäter, die aus den Zeitungen über die Errichtung der deutschen Provinz erfahren haben, gratulieren ebenfalls.
Pater Müller kommt, um das Personal für eine Bittstellung zusammenzustellen, und macht sich bald darauf auf den Weg, um das Elsass (s. Zt. deutsch) auf der Suche nach Möglichkeiten (für einen Standort) zu erkunden.
Unsere beiden Abiturkandidaten bestehen hervorragend. Beide sind von der mündlichen Prüfung ausgenommen.

Quellen: Band Nr. 118. Seite 373– 374, der „Chronique del la Société des Missionares D‘Afrique (Pères Blancs)
http://www.klepfer.alfred-epple.de/historisches/donders.pdf
Foto: Archiv der WV in Köln
Übersetzung: Dr. Wolfgang Völker, Lengerich/Westf.

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