Aus der Chronik der Weißen Väter 1905

HAIGERLOCH - APOSTOLISCHE SCHULE
1. Quartal 1906

Zweites Halbjahr 1905

„Seine königliche Hoheit, Prinz Wilhelm von Hohenzollern, macht unserer Stadt die Ehre eines Besuchs. Er beabsichtigt, Reparaturen an der Schlosskirche in Augenschein zu nehmen und dort die sterblichen Überreste seiner Vorfahren zu ehren. Sein Plan, inkognito zu bleiben, gelingt nicht. Von überall werden die Fahnen gehisst und drei Kanonen begrüßen ihn donnernd mit lauten Salven. Seine Hoheit kann nicht lange bei uns bleiben. Ab den frühen Morgenstunden sehen wir den Prinzen mit seinem Gefolge vom Schloss den Hügel hinunter in Richtung der Kirche von Sankt Anna kommen. Von dort muss die Abreise erfolgen. Auf dem Weg in der Nähe unseres Hauses sind wir in Alarmbereitschaft. Noch ein paar Minuten, und der "Herold" des Tages, unser tapferer Polizist aus Haigerloch, Seiner Hoheit vorauseilend, kommt in Eile zu uns gerannt. Der Prinz würde sehr gerne unser Haus sehen, aber er habe keine Zeit dafür, die Abreise sei dringend. Infolgedessen wurde R. P. Superior gebeten, nach Sankt Anna zu eilen. Als Seine Hoheit ihn kommen sah, verließ er sofort die Gruppe der Beamten und rannte ihm entgegen. Ein kleines Einzelgespräch beginnt, und nach einem letzten Händedruck steigt der berühmte Besucher ins Auto. Als der Zug hinter dem Hügelkranz um Haigerloch verschwindet, verabschieden sich der Bürgermeister von Haigerloch seine Untertanen mit drei Salven.
Unsere Kinder bestehen nach einem guten Studienjahr ihre sehr zufriedenstellenden Prüfungen: Einige von ihnen sind ziemlich erschöpft. Wir wünschen daher allen einen schönen Urlaub. Die Briefe, die sie anlässlich des Bernhardstags an R. P. Supérieur schreiben, zeugen von ihrer großen Verbundenheit mit unserem Haus. Die Rückkehr zur Schule erfolgt am 19. September (1905). Nach den Ferien sind nun insgesamt 70 Schüler bei uns.“

Quellen:

Band Nr. 123, Seiten 57– 58, der „Chronique de la Société des Missionares
D‘Afrique (Pères Blancs)“
Übersetzung: Dr. Wolfgang Völker, Lengerich/Westf.

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