Aus der Chronik der Weißen Väter 1905

HAIGERLOCH
April 1906

Jahresende 1905

CT 126
241 - 242
Zurückhaltung wurde unseren 63 Schülern von Pater Pacilicus, einem Franziskaner aus Gorheim, gepredigt. Wir waren entzückt, bei diesen eine stete Neigung dafür zu verspüren, welche vielleicht ein wenig erzwungen erschien, aber doch von wirklich ernsthaften Bemühungen in diesem Alter zeugte. Was den Prediger angeht, so verlängerte er froh gestimmt, zusammen mit einem leidenschaftlichen Schüler der Gregorianischen Schule der Benediktiner von Beuron, gerne den Vortrag über seine Theorien und gab praktisch Lektionen über das einfache Lied bis weit in die Nacht. Da für Seine Hoheit im Heiligtum von Sankt Anna auf unbestimmte Zeit kein Hut zu haben ist, bitten wir, die Weißen Väter, vorübergehend es den beiden nachzusehen (…, dass sie keine Kopfbedeckung tragen?), um dieser Kirche zu dienen. Ich würde sagen, dass "die Großmutter Jesu" - wie sie in alten Litaneien des Ortes genannt wird und die noch heute rezitiert werden – bei den Weißen Vätern ein Auge zudrückt. Haigerloch und die umliegenden Pfarreien bieten uns Gelegenheit für Predigten und auch für Treffen mit Filmvorführungen. Das Auftreten mit Bescheidenheit ist unter diesen Umständen umso dringlicher und der Eifer in unserern Seelen desto reiner. Wir haben dabei den Unterricht zu erledigen und unsere anderen Hausaufgaben wie gewohnt zu erfüllen.
Der heilige Franz Xavier wird traditionell gefeiert. Der R P. Provinzial, der seinen Besuch ein wenig verlängert hat, ist immer noch in unserem Haus. Der Dekan und die Oberen der Stadt sind wie in den Vorjahren der Einladung zum Abendessen gefolgt. In seinem Toast vergleicht M. le Doyan unsere Gesellschaft mit dem Senfkorn des Evangeliums, das seine Keimblätter auf dem dunklen Kontinent entfaltet und verbreitet hat, dass aber seine Wurzeln hier in unseren Missionshäusern lägen. Es scheint, dass der Humus von Haigerloch ziemlich nahrhaft ist. Auch in diesem Jahr spielten unsere Kinder auf Wunsch von M. le Doyan ein Weihnachtsspiel in der Stadt mit dem Titel: "Das Eintreffen des Gewinners". Der Erfolg war beachtlich. Die Zeitungen berichteten darüber und lobten die Aufführung. Wir wollten noch eine 2. und 3. Aufführung, aber die Kostüme mussten im neuen Jahr sofort zurückgegeben werden.
In ähnlicher Form haben die Kinder während der Weihnachtsferien dennoch viel Spaß und erfinden unter der Leitung eines Vaters einige ansprechende Theaterstücke oder kleine Komödien, um sie abends vorzuführen.

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