Aufbruchstimmung bei den Weißen Vätern

Zurückblickend stelle ich fest, dass in den 1960er Jahren eine gewisse Aufbruchstimmung bei den Weißen Vätern (in Deutschland) herrschte: Die Spenden für die Mission sprudelten, viele Pfarrer unterstützen die weißen Patres; Missionsarbeit galt als besondere Aufgabe der Kirche, zumal sich kirchliches Leben in Deutschland nach den Entbehrungen der Nachkriegszeit gefestigt hatte. Die Missionsschulen, Missionshäuser der Weißen Väter für Schüler waren gut belegt. Viele junge Menschen entschieden sich für ein Leben als Missionar. In dieser Zeit entstand eine Werbeschrift der Weißen Väter mit dem Titel Die Weißen Väter Missionare von Afrika. Leider wird keine Erscheinungsjahr und auch kein Verfasser in dem etwa DIN-A-6großen, 80seitigen Bändchen genannt; herausgegeben wurde es vom Provinzialat der Weißen Väter, Frankfurt am Main, mit kirchlicher Druckerlaubnis bei der Buchdruckerei St. Elser, Haigerloch (Hohenzollern) gedruckt.

Mauer Auf der ersten Seite des Heftes fällt dem Betrachter unvermittelt der Erdteil Afrika ins Auge und es wird der Kolonialismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts angeprangert; schließlich wird darauf verwiesen, dass die Weißen Väter die ersten innerafrikanischen Missionare waren und mit klaren Zielvorstellungen, i.e. Missionierung, in den schwarzen Kontinent gekommen sind. Wenn von der Mauer im Text die Rede ist, dürfte dies ein Hinweis auf den Mauerbau zwischen Deutschland Ost und West sein, der am 13. August 1961 stattgefunden hat, sodass Abb. 1 Titelseite des Heftchens über die Weißen Väter man die Entstehung des Heftes auf die Zeit zwischen 1962-64 festlegen könnte. Bei der Lektüre des Heftes begegnet dem Leser der Stil von P. Gypkens, der zu dieser Zeit ja Provinzial gewesen ist und auch immer wieder neue Ideen eingebracht hat.



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Abb. 2 Rückseite und Titelseite der Schrift; es wird ein brechend voller Hörsaal mit jungen Weiße-Väter-Studenten gezeigt.

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Abb. 3 In der Mitte enthielt das Bändchen einen kleinen Bilderteil mit Fotos von Missionaren bei ihrer Arbeit in Afrika. Hier wird der Missionsbruder Nazarius gezeigt; er war ein typischer Westfale mit guten und einigen weniger guten Seiten: zielstrebig und knorrig; selbstbewusst und empfindsam. Er arbeitete nach seiner Rückkehr aus Afrika als Maurer, besser als Mann für alle Bauarbeiten in den 50er und 60er Jahren in den verschiedenen Missionshäusern der Weißen Väter in Deutschland.


Bemerkenswert ist das letzte Kapitel dieses Büchleins; es sagt etwas über den Werdegang zum Weißen Väter und die spätere Tätigkeit dieser Missionare aus. Vielleicht ganz interessant, weil uns diese Zielsetzungen damals auch – wenigstens zeitweise – fasziniert haben.

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Abb. 4 Welcher Junge wollte bei solchen Lebensperspektiven nicht mitmachen? Missionar ist man nur aus Begeisterung: „Und der Afrikaveteran im afrikanischen Busch, grau und müde geworden, lässt sich nur zu einem Erholungsurlaub in der Heimat bewegen, wenn ihm der Bischof mit der Fahrkarte zugleich die Rückfahrtkarte schickt.“ (Seite 25)

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