Treffen unserer Abiturklasse von 1965 in Hechingen St. Luzen
vom 30. Juni bis 2.Juli
In unserem doch fortgeschrittenen Alter ist es verständlich und auch entschuldbar, wenn es trotz Anmeldung zu Absagen kommt. So mussten wir neben unseren Klassenkameraden Otmar Schnurr, Heribert Bernard, Manfred Hauser auch auf unseren Klassen- u. Lateinlehrer Günter Walter verzichten, was sehr bedauerlich war. Anwesend waren also folgende "Klepfer " :
- Klaus -Peter Schneider
- P. Hans Schering
- Bernhard Holtmann
- Bogenrieder Hermann (mit Frau Klara)
- Gerhard Waigand
- Alfons Weig
- Guido Amend (mit Frau Angelika)
- P. Clemens Knobelspies
- Johannes Geisinger
Von der Anfahrt und der großen Hitze waren doch alle sehr gestresst, aber die Freude, einander
wieder zu sehen, überwog alles und so wurde es nach dem Abendessen in St. Luzen noch ein fröhlicher
Abend im wunderbaren Garten von St. Luzen, einer parkähnlichen Anlage.
Die schwüle Hitze des Tages war inzwischen gewichen und der tolle Blick hinüber zur nahen
Hohenzollernburg war eine Freude.
Bei Bier und Wein wurden Neuigkeiten ausgetauscht u. Erlebnisse aus früheren Jahren wurden
wieder "zum Leben erweckt" und "ausgeschmückt", waren wir doch alle noch jung und haben aus unserem
nicht immer einfachen,sondern bisweilen harten Leben das Beste gemacht .
Diese Bindungen innerhalb der Gemeinschaft waren eine wertvolle Hilfe und prägend auf unserem Weg
ins Leben, auch wenn die Wege sich trennten.
Der Dienstag war der Haupttag unseres Treffens und wie gewohnt wurde nach dem ausgiebigen Frühstück
die Hl.Messe gefeiert. Dazu brachen wir auf ins nahe Marienheim, dem
Altersheim der Weißen Väter . Inzwischen war auch Carola Klink mit Tochter Angela zu uns gestoßen
und konnte die Messe mit uns feiern. Zelebrant war unser P. Hans Schering aus Köln, der nicht
vergaß, unserer drei verstorbenen Klassenkameraden Hansjörg Klink,
Alfred Becker und Josef Senft zu gedenken.
Im Anschluss daran berichtete uns P. Albert Schrenk in Anwesenheit vom jetzigen Superior P. Franz
Pfaff von den nicht einfachen Verkaufsverhandlungen des Missionshauses in Haigerloch
an eine religiöse chinesische Gemeinschaft. Ein evangelischer Pfarrer hatte sich der Gemeinschaft
angenommen und war u.a. der Wortführer bei den Verhandlungen.
Auf Grund der notwendigen Reparaturanforderungen bzgl. Heizung, Dach u.s.w. war das große Haus für
die Weißen Väter nicht mehr zu halten. Inzwischen aber hat die friedliche, chinesische
Gemeinschaft aber Schwierigkeiten mit dem chinesischen Geheimdienst bekommen und es ist
unsicher, ob sie in Haigerloch bleiben.
Nach diesen Erläuterungen brachen wir bei inzwischen hohen Temperaturen auf in die Oberstadt von
Hechingen und besuchten die Hauptkirche der ehemaligen Kreisstadt, die Stiftskirche St. Jakobus.
Albert Schrenk zeigte sich hier als kundiger Führer über die Kirche und die Geschichte der
Hohenzollern. In seinen Ausführungen bezeichnete er die Kirche als einen bedeutenden Sakralbau des
frühen Klassizismus, erbaut nach den Plänen des bekannten französischen Baumeisters Pierre Michel
d´Ixnard . Die Grundsteinlegung der Kirche fand 1780 statt, nachdem der Vorgängerbau, die
spätgotische Marienkirche abgebrochen worden war. Hier handelt es sich um einen mächtigen Saalbau
mit einem Westturm u. großen Rundbogenfenstern . Albert wies auch auf die Grabplatte von Graf Eitel
Friedrich dem II. von Zollern und seiner Gemahlin Magdalena von Brandenburg hin, geschaffen von dem
Nürnberger Künstler Peter Vischer. Unter dem Chor befindet sich die Fürstengruft, die von der
südlichen Außenseite zugänglich ist und immer am 1.September, dem Todestag der Fürstin Eugenie,
geöffnet ist.
P. Albert erinnerte auch an das Haus Hohenzollern und deren Stammsitz, nämlich die Burg
Hohenzollern. Das Haus besteht ja aus einer königlich-preußischen Linie und einer
fürstlich-schwäbischen Linie. Die schwäbische Linie blieb immer katholisch.
Mit der Dekanatsreform vom Januar 2008 wurde das Dekanat Zollern als eines von 26 Dekanaten des
Erzbistums Freiburg errichtet mit Sitz in Hechingen. Im Jahre 2015 blieben im Erzbistum statt neun
Dekanaten nur noch fünf übrig. Hechingen zählt zur Seelsorgeeinheit St. Luzius, Haigerloch zur SE
Eyachtal St. Anna.
Unser großer Dank galt Albert nach dieser fundierten Führung und nun freuten sich alle auf das
Mittagessen im nahen "Museum", einer Gaststätte mit vielseitigem Angebot.
Der Nachmittag war dem Besuch unserer ehemaligen Heimstätte, dem Missionshaus in Haigerloch
vorbehalten. Hans Schering hatte uns vorsichtshalber bei dem chinesisch christlichen Verein
angemeldet, was sich im Nachhinein als sehr nützlich erwies. Wie ausgestorben wirkte das einmal so
lebendige und frohe Haus!
Nur ein chinesischer Hausbewohner tauchte aus dem nahen Stall auf, in dem früher Bruder Matthes
"seine Probleme" mit dem ungehorsamen Vieh lauthals kundtat.
Hans Schering musste den misstrauischen Bewohner, der kein Englisch verstand, beruhigen, indem er
eine Verbindung zu einem chinesisch sprechenden Bekannten herstellte, der "Klarheit
schaffte". Dieses Misstrauen und auch das Fotoverbot sind aber verständlich! Vgl. oben!
Betreten durften wir das Haus nicht, nur um das riesige Haus herumlaufen!
Frohe Erinnerungen kamen in den Sinn, als wir an der Hauptfassade des Gebäudes vorbeikamen, stand
doch dort im Haupteingang immer ein Pater im weißen Ornat, der die "Buben" mit ihren schweren
Koffern begrüßte. Aber der steile Weg vom Bahnhof herauf ist heute beinahe
zugewachsen und nicht mehr begehbar.
Dafür wird aber der große Gemüsegarten, den Br. Fritz Berlik so sorgsam pflegte, vorbildlich von
der chinesischen Gemeinschaft betreut und das Angebot nach ihren Bedürfnissen erweitert.
Der Besuch des Haigerlocher Friedhofs war natürlich eine Selbstverständlichkeit, sind dort doch
viele unserer Lehrer und Bekannten in einfachen Gräbern bestattet oder es wird an der Friedhofmauer
ihr Name aufgeführt. Dazu passt sinngemäß der Spruch :
Vigilate et orate,
quia nescitis diem
neque horam !
Jeder von uns kannte einen oder mehrere der vielen aufgeführten Namen und wusste eine Verbindung
herzustellen, sei es eine frohe oder weniger frohe Erinnerung, aber doch überwog die Freude und
auch Dankbarkeit für die Zeit, die wir gemeinsam erleben durften im Haus der Weißen Väter.
Nach kurzem Besuch einer Eisdiele in Rangendingen und dem Abendessen in St.Luzen nahte
unser Filmabend. Es war eine Freude zu sehen, wie Jungen aus verschiedenen Schulen u.
Bundesländern zusammengeführt wurden, seien es die Bayern aus Zaitzkofen/Amberg, die Hessen aus
Linz a. Rhein, die Schwaben und Badener aus Haigerloch und die Westfalen und Rheinländer aus
Rietberg. Nach dem 1-jährigen Aufenthalt in Rietberg /Westfalen, lt. Originalton Bayern im "Ausland, bei
den Preußen", landeten alle in Großkrotzenburg bei Hanau bis zum Abitur 1965.
Klaus-Peter Schneider erinnerte mit vielen alten Bildern aus den verschiedenen Stationen an
unsere Schullaufbahn, wobei bei einigen Bildern passende, lustige Kommentare nicht fehlen durften.
So wurde es ein kurzweiliger Abend, der schließlich im Park von St. Luzen bei Bier und Wein
fortgesetzt wurde.
Der Abschied am Morgen endete mit dem Versprechen, die Abstände zu den Klassentreffen zu verkürzen,
denn wir werden ja nicht jünger. Außerdem wäre es kein Problem, uns im nächsten Jahr in Hessen,
im Rheinland oder in Westfalen wieder zu sehen.
Darauf freut sich der Schreiber jetzt schon!
Hans Geisinger
P.S. Unser aller Dank gilt unserem Klassenkameraden P. Hans Schering für seine Arbeit!