Brief von P. Otto Mayer
anlässlich seines goldenen Priesterjubiläums
Karlsruhe im Juni 2024
Grüß Gott!
Ich melde mich wieder, weil ich vor 50 Jahren am 18. Mai 1974 in Gosheim von Weihbischof Anton Herre zum priesterlichen Dienst geweiht wurde. Grund genug, um Gott und den Menschen zu danken, die mich vorher und bis heute begleitet haben. Meine Berufung als Priester und Missionar begann bei meiner ersten hl. Kommunion, die eine wirkliche Begegnung mit Jesus war. Am 25. April 1960 trug ich noch das Prozessionskreuz der Bittprozession und dann ging ich, als Spätzünder, ins Missionshaus der Weißen Väter nach Haigerloch. Abitur, Philosophie in Trier und dann Noviziat in Gap/ Frankreich 1969 —- 1970. Darauf folgte der Sprung über den Atlantik nach Ottawa, wo ich vier Jahre Theologie studierte. Nach einer klaren Berufung, waren mir immer mehr Zweifel gekommen, ob dies auch der richtige Weg sei. Ich hatte gezögert, mich bei den Weißen Vätern für ein Leben lang, der Mission in Afrika zu weihen. Die Allerheiligen Litanei wird vor der Priesterweihe gesungen. Ich lag hingestreckt auf dem Teppich vor dem Altar. Ich spürte die Gegenwart Gottes, und ein innerer Frieden und eine große Freude erfüllte mich. Davon zehre ich bis heute.
Ich hatte aufs Primiz-Bildchen drucken lassen: Geweiht durch Handauflegung, um der Kirche Afrikas zu dienen. Ich wollte klar ausdrücken, dass Mission für mich nichts mit Kolonialismus zu tun hatte. Dazu stand: „Betet für mich, damit mir das Wort gegeben werde, mutig das Geheimnis der Frohbotschaft zu verkündigen, betet, ich möge so mutig sprechen, wie es sich gebührt.“ ( Eph.6,19-20 ) Ich spürte, dass meine Fähigkeiten der Aufgabe nicht gewachsen waren. Damals wie heute bedarf ich Eures Gebetes.
Dazu kam aus Joh. 17,3: „Jesus sprach: Das ewige Leben ist: dass sie Dich kennen, Dich den einzigen wahren Gott, und deinen Gesandten, Jesus Christus.“ Ja, Jesus versuchte ich den Menschen nahe zu bringen. Dazu habe ich vor 25 Jahren zum silbernen Priesterjubiläum einiges geschrieben... Meine Spiritualität ist Christo zentrisch geblieben, und die Heilige Schrift lege ich gerne aus.
1974 war ich noch keine 27 Jahre alt und nun bin ich ein alter Mann. Fast 40 Jahre war ich in Rwanda und im Kongo und zwischendurch auch 4 Jahre in Deutschland. Seit 2017 nun in Karlsruhe, wo wir, als Gemeinschaft, uns um Geflüchtete kümmern und in der Seelsorge mitarbeiten.
Bei der Primiz am 19. Mai 1974 hatte ich die Ansprache mit den Worten der Gottesmutter begonnen: Hochpreiset den Herrn meine Seele und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter ... Auch heute will ich Gott loben und preisen für alles Gute, das ich empfangen habe.
Vor 30 Jahren steckte ich im Chaos von Kigali. So zwang ich mich ab dem 7. April, täglich mein Kriegstagebuch von 1994 zu lesen. Manche Szenen jener tragischen Tage erschienen erneut vor meinen Augen, wie wenn es gestern gewesen wäre. Am 10. Juni 1994 griffen Milizen das Pfarrhaus in Nyamirambo an. Etwa 170 Leute waren zu uns geflohen. Sie hatten auf Schutz gehofft. Um die 60 überlebten diesen Tag. Mich traf ein Granatsplitter im linken Oberarm und auf dramatische Weise gelangte ich ins Feldlazarett des Roten Kreuzes. Evakuierung durch die UNO Truppen über Entebbe und Nairobi und dann war ich drei Wochen in einer Spezialklinik für Infektionen in Paris. Erneute Ausreise nach Rwanda am 15. Oktober 1994. Das Ausmaß der Zerstörung und besonders die zerrissenen Familien, die Anzahl der Waisenkinder und Witwen, erschütterten mich. Doch der Wille die Zukunft zu gestalten, setzte sich durch. Als Krankenhausseelsorger und Assistent des Gefängnis- seelsorgers war ich den leidenden Menschen nahe.
Als Gründer der Kirche von Rwanda wurden die Weißen Väter angeklagt, den Samen des Völkermordes ausgesät zu haben. Sicher wurden Fehler gemacht, aber wir haben nie den Ausbruch des Krieges vom 1. Oktober 1990 zu verantworten. Es waren schwere Jahre! 2006 schickten mich die Weißen Väter in den nahen Kongo. 7 Jahre in Bukavu und 4 Jahre in Goma war in der Ausbildung künftiger Afrikamissionare aus dem Kongo, aus Burundi und Rwanda engagiert. Unser Gründer Kardinal Lavigerie hatte die Vision, dass Afrika von den Afrikanern evangelisiert werden müsse. Nun sah ich, wie dies Wirklichkeit wurde.
Nun zum Ende, des etwas ungewöhnlichen Rundbriefes, sage ich Euch ein herzliches Vergelt's Gott für alle Hilfe und Unterstützung während all dieser Jahre. So konnte ich vielen helfen, die in Not geraten waren.
Grüße und Gott befohlen
Euer Otto
Grüß Gott!
Ich melde mich wieder, weil ich vor 50 Jahren am 18. Mai 1974 in Gosheim von Weihbischof Anton Herre zum priesterlichen Dienst geweiht wurde. Grund genug, um Gott und den Menschen zu danken, die mich vorher und bis heute begleitet haben. Meine Berufung als Priester und Missionar begann bei meiner ersten hl. Kommunion, die eine wirkliche Begegnung mit Jesus war. Am 25. April 1960 trug ich noch das Prozessionskreuz der Bittprozession und dann ging ich, als Spätzünder, ins Missionshaus der Weißen Väter nach Haigerloch. Abitur, Philosophie in Trier und dann Noviziat in Gap/ Frankreich 1969 —- 1970. Darauf folgte der Sprung über den Atlantik nach Ottawa, wo ich vier Jahre Theologie studierte. Nach einer klaren Berufung, waren mir immer mehr Zweifel gekommen, ob dies auch der richtige Weg sei. Ich hatte gezögert, mich bei den Weißen Vätern für ein Leben lang, der Mission in Afrika zu weihen. Die Allerheiligen Litanei wird vor der Priesterweihe gesungen. Ich lag hingestreckt auf dem Teppich vor dem Altar. Ich spürte die Gegenwart Gottes, und ein innerer Frieden und eine große Freude erfüllte mich. Davon zehre ich bis heute.
Ich hatte aufs Primiz-Bildchen drucken lassen: Geweiht durch Handauflegung, um der Kirche Afrikas zu dienen. Ich wollte klar ausdrücken, dass Mission für mich nichts mit Kolonialismus zu tun hatte. Dazu stand: „Betet für mich, damit mir das Wort gegeben werde, mutig das Geheimnis der Frohbotschaft zu verkündigen, betet, ich möge so mutig sprechen, wie es sich gebührt.“ ( Eph.6,19-20 ) Ich spürte, dass meine Fähigkeiten der Aufgabe nicht gewachsen waren. Damals wie heute bedarf ich Eures Gebetes.
Dazu kam aus Joh. 17,3: „Jesus sprach: Das ewige Leben ist: dass sie Dich kennen, Dich den einzigen wahren Gott, und deinen Gesandten, Jesus Christus.“ Ja, Jesus versuchte ich den Menschen nahe zu bringen. Dazu habe ich vor 25 Jahren zum silbernen Priesterjubiläum einiges geschrieben... Meine Spiritualität ist Christo zentrisch geblieben, und die Heilige Schrift lege ich gerne aus.
1974 war ich noch keine 27 Jahre alt und nun bin ich ein alter Mann. Fast 40 Jahre war ich in Rwanda und im Kongo und zwischendurch auch 4 Jahre in Deutschland. Seit 2017 nun in Karlsruhe, wo wir, als Gemeinschaft, uns um Geflüchtete kümmern und in der Seelsorge mitarbeiten.
Bei der Primiz am 19. Mai 1974 hatte ich die Ansprache mit den Worten der Gottesmutter begonnen: Hochpreiset den Herrn meine Seele und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter ... Auch heute will ich Gott loben und preisen für alles Gute, das ich empfangen habe.
Vor 30 Jahren steckte ich im Chaos von Kigali. So zwang ich mich ab dem 7. April, täglich mein Kriegstagebuch von 1994 zu lesen. Manche Szenen jener tragischen Tage erschienen erneut vor meinen Augen, wie wenn es gestern gewesen wäre. Am 10. Juni 1994 griffen Milizen das Pfarrhaus in Nyamirambo an. Etwa 170 Leute waren zu uns geflohen. Sie hatten auf Schutz gehofft. Um die 60 überlebten diesen Tag. Mich traf ein Granatsplitter im linken Oberarm und auf dramatische Weise gelangte ich ins Feldlazarett des Roten Kreuzes. Evakuierung durch die UNO Truppen über Entebbe und Nairobi und dann war ich drei Wochen in einer Spezialklinik für Infektionen in Paris. Erneute Ausreise nach Rwanda am 15. Oktober 1994. Das Ausmaß der Zerstörung und besonders die zerrissenen Familien, die Anzahl der Waisenkinder und Witwen, erschütterten mich. Doch der Wille die Zukunft zu gestalten, setzte sich durch. Als Krankenhausseelsorger und Assistent des Gefängnis- seelsorgers war ich den leidenden Menschen nahe.
Als Gründer der Kirche von Rwanda wurden die Weißen Väter angeklagt, den Samen des Völkermordes ausgesät zu haben. Sicher wurden Fehler gemacht, aber wir haben nie den Ausbruch des Krieges vom 1. Oktober 1990 zu verantworten. Es waren schwere Jahre! 2006 schickten mich die Weißen Väter in den nahen Kongo. 7 Jahre in Bukavu und 4 Jahre in Goma war in der Ausbildung künftiger Afrikamissionare aus dem Kongo, aus Burundi und Rwanda engagiert. Unser Gründer Kardinal Lavigerie hatte die Vision, dass Afrika von den Afrikanern evangelisiert werden müsse. Nun sah ich, wie dies Wirklichkeit wurde.
Nun zum Ende, des etwas ungewöhnlichen Rundbriefes, sage ich Euch ein herzliches Vergelt's Gott für alle Hilfe und Unterstützung während all dieser Jahre. So konnte ich vielen helfen, die in Not geraten waren.
Grüße und Gott befohlen
Euer Otto