Zurück in die 50er Jahre - P. Bumiller

Pater Schröder war schon etwas unwirsch manchmal, aber als reiner Musikpater schnell versöhnt, nicht nachtragend. Da Musik "Singen" hieß, gab es bei ihm nie Fünfen, so dass er auch schulisch nie gefährlich war. Meist ließ er sogar ganz ungehörige Scherze nach kurzem Aufbrausen durchgehen.

Bumiller Bumiller war da schon anders, aber natürlich spannend, wenn er in Weltpolitik, Weissagungen und düstere Weltuntergangs-Prophetien abglitt oder über die leibliche Gegenwart des Teufels bei Freimaurern, Kommunisten, Goethe usw. mutmaßte. Er ließ uns glauben, dass er ganz besondere Kenntnis über die Satanswelt verfüge und wisse, wie man Zugang zum Teufel erreichen könne. Natürlich berichtete er vom Exorzismus und in Andeutungen von seiner Erfahrung damit.

Er hat auch mein latentes Interesse an Archäologie geweckt, wenn er von der Heuneburg erzählte, wo er mitgegraben habe, von Tut Ench Amon und seinen Priestern, deren Teufelspakt den Ausgräbern von 1929 (?) den Tod brachte.

Manchmal zog er abends die weiße Kapuze über und stapfte die Wandelhalle auf und ab, vor sich hin sinnierend und wie ich glaubte Prophezeiungen empfangend und murmelnd. Da war er ganz Druide. Na ja, jetzt könnte ich gleich seitenweise weiter berichten, jedenfalls bin ich heute mit den Haigerlocher Lehrern etwas versöhnter, als ich es jahrelang war, wenngleich mich der "Bum" nicht eben mochte.

Geprügelt wurde natürlich in den Fünfzigern noch in jeder mir bekannten Schule, Ohrfeigen gar Tritte konnte es auch beim Pater mal geben und es war nicht so tragisch und auf jeden Fall weniger häufig als in der Volksschule.

Michael Schönherr
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