Eindrücke aus Königstein

Für die meisten ehemaligen Missionsschüler spielte Königstein im Taunus keine Rolle in ihrem Internatsleben. Für diejenigen, die in den Genuss des Albertus-Magnus-Kollegs kamen - ich bin einer davon - gibt es im folgenden eine Sammlung von Eindrücken aus Königstein, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Joachim Rupp, der in meiner Abschlussklasse gewesen wäre, wenn er das Haus nicht vorher verlassen hätte.

Ich kam Ostern 1963 ins Internat, „flog“ aber schon im Sommer 1964 wieder „raus“. Zu alt schon (noch 15) und damit wenig anpassungsfähig an das Regelwerk Internat blieb ich so nicht lange. Und doch prägte mich die kurze Zeit sehr.

Nun kannte ich einige Priester aus dem Oberhaus, P. Werenfried, Dr. Wang-Weng, Regens Monsignore Ganse, die Präfekten von Unterstufe Stolte (später laiisiert) und Mittelstufe P. Hermann Josef Egerer, die Gebrüder Hampel, alle von Vertretungsgottesdiensten in Schlossborn, ja und den „Stacho“, unseren Schuleiter. Mein Onkel war damals Pfarrer in Schlossborn mit Glashütten, Ehlhalten und Kröftel, mit also bis 4 Gottesdiensten an Sonntagen, und unsere Familie war eigentlich jeden Sonntag in Schlossborn, zumal dort im Pfarrhaus meine Großmutter lebte. Und ich kannte das Haus der Begegnung von diversen Veranstaltungen. Insofern war mir einiges vertraut, was mich vielleicht besonders „kess“ sein ließ. So hatte ich in wenigen Wochen einen Schlüssel zum Nebeneingang. Der Gärtner und Hausmeister mit dem rollenden „R“ hatte mich beauftragt, irgendetwas in den Keller zu bringen und gab mir seine Schlüssel. Ich feilte und feilte an einem Rohling. ...

Die gute Prägung aber stellte ich erst im Laufe meines Lebens mehr und mehr fest. Und ich beobachtete den Niedergang des Albertus-Magnus-Kollegs bis zu seiner Auflösung – traurig.

Am 8. Juli 2007 war ich im Pontifikalhochamt der Ermländer in Andenken an Bischof Kaller in der mir so vertrauten Kollegkirche. Das Fresko des Auferstandenen hinter dem Altar, die Königsteiner Madonna, die Nebenaltäre, an denen ich immer wieder bei StR Prosch ministrierte (es half nicht zu einer besseren Lateinnote) und die gewaltige Orgel, an der unser Musiklehrer (Namen vergessen) vorzüglich spielte, Jo Raile geradezu zauberte, Johannes Prittwitz gerne improvisierte und Mathias Stahl (mein Banknachbar im Unterricht) brav spielte. Ich saß oft auf der Orgelbank. Und ich gehörte zu den „Bösen“, die irgendwann samstags Pfeifen aushängten, damit die Orgel eher jaulte als klang...

Zur Orgel weiß ich „Geschichte“. Der alte, vertriebene und damit emeritierte Prof. Prokesch aus Prag wohnte damals im Internat. Seinem Sohn beim Hessischen Rundfunk verdankte in den 50erjahren die Spende des HR zum Bau der Orgel in den Kollegkirche. Der alte Prokesch erwischte mich am Harmonium mit vollem Pedal unten im Keller, als ich dort recht dilettantisch klimperte. Er schimpfte nicht, setze sich neben mich und lehrte mich den Umgang mit dem Pedal – immer Grundton, Dominante, Subdominante und Verwandte, mal auch Septime zum Auflösen. So hatten wir - heimlich – etwa 10 Stunden miteinander. Dann ging’s an die große Orgel in der Kirche. Und ich durfte ran! Er improvisierte gar zu gerne zur Moldau von Smetana; ich genoss es sehr.

Letztes Jahr war ich im Herbst wieder auf dem Gelände. Das Oberhaus ist privatisiert in Eigentumswohnungen der gehobenen Klasse. Im Unterhaus wurde renoviert – mit vielen offenen Türen. Der Speisesaal im Keller war fast unverändert, die Flure – teilweise noch offen wie ehedem, im Hause fest eine Niederlassung von „Kirche in Not“. „Kirche in Not“ – ja, unter dem Haus der Begegnung war zur Straße hin hinter zwei großen Toren die Werkstatt für die damals noch in die Diaspora fahrenden Kapellenwagen-Sattelzüge der Ostpriesterhilfe. Da half ich, wenn ich durfte, legte z.B. für P. Hermann Josef neue Bremsbeläge auf seinem alten Käfer auf (der stand dann Jahre später noch Jahre ohne TÜV im Pfarrhof Schlossborn…). Die Kollegkirche war leider nicht zugänglich. Es freute mich aber, dass sie derzeit renoviert, ja eher restauriert wird.

Die Fotos auf der Klepfer-Seite sehe ich gerne, lese auch gerne die Beschreibungen der Lehrer in Königstein. Herr Herrmann war mein Klassenlehrer. Später, als er Schulleiter war, besuchte ich ihn öfter in der neuen Schule. Blume war mein Deutschlehrer, Zwiener der in Englisch, Dr. Mattausch hatte ich in Geschichte, Helfrich (Quetsch) in Erdkunde. Ihre Abiturklasse [Anm.: Abi 1967] wäre auch die meinige gewesen. Auf den entsprechenden Fotos erkenne ich Herrmann, St.[Anm.: Staffa?] (Rest vergessen), Hans Hirsch, Weidlich, Bogdan (gerne Theodor genannt), den mit Brille (Namen vergessen), Mathias Stahl, Laforsch, untere Reihe 4. von links ?, daneben Schittek, zwei weiter unseren Musikus „Glogo“, und den letzten ?. Es ist eben lange her.

Zu Prosch fällt mir noch ein: Ich ministrierte ihm, parallel fand der Hauptgottesdienst für alle Schüler statt. Beim 2. Teil des Confiteors nuschelte ich wohl. Prosch wendete sich ein wenig seitwärts zu mir, der ich neben ihm kniete: „Ideor precor beatam Maria semper Virginem, Rupp wiederhole deutlich!“ Ich wiederholte und er nickte.

Na dann… Lehrer wurde ich auch, G+H+R, mit 68 in Ruhestand (ich durfte länger, weil ich in der Kommission war, die die Zentralen Abschlussprüfungen Deutsch in Hessen erstellte). Soweit der Auszug aus der Mail, die mich am 20. März 2018, erreichte.

Joachim Rupp (20.2.2018) Rupp

v.l.: Joachim Rupp, Glogo, Walter Laforsch und Alfred Giehl bei einem Schulfest

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