Erinnerungen und Anekdoten

Patres und Brüder
P. Gypkens P. Schröter Wello und P. Raidt P. Bumiller
Lehrer
"Wello" und P. Raidt Herr Westhauser
Schwestern und Personal
Pilo Schwester Hildegard Scotch
Internatsleben
Schwarzhandel Der erste Tag Die 50er Jahre Der Grießbrei Fieber Pyromanen Schläge
Schlagseiten Brandbomben Tagebuch 1961/62 Kartoffelernte Basini Der Weckruf Gummiwurst
Der Rundlauf Handelsketten Schlagseite ganz anders Einkehrtag 1 Einkehrtag 2 Freitags Fisch Wagenschmiere
Schulleben
Progymnasium Wechselnde Schulen Advent, Advent ... Grillenkonzert Die Rotznase Der Tagebucheintrag Herzattacke
Mathe statt Sport Die Ohrfeige
Nachdenkliches und Philosophisches
Ein Blick zurück Ideale
Dies und das
Tagebuch 1961/62 Historische Postkarte Nachhaltigkeit Eine Karriere Priester auf ewig Geprägt fürs Leben

Die Ideale der Weißen Väter - nach Verlassen des Missionshauses

Unser Pater Otto liest wohl auch die Klepfer-Seite und stellt nach den vielen amüsanten oder nachdenklichen Geschichten die Frage: was ist aus unseren Idealen geworden? Ist er fast der Einzige, der sich da treu geblieben ist? Versuch einer Antwort: Mein Bruder Raimund etwas früher - ich 1966 - verließen das Missionshaus und kehrten ins Elternhaus und Schule zurück.

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Meinolf Pousset 23.5.2014



Schlagseite - einmal ganz anders

Pater Zender hatte einen guten Gedanken; aber gut gedacht ist noch nicht gut gemacht. Den Jungs mal ganz was anderes bieten, was sie noch nicht kennen, was sie fit macht und stärkt für das harte Leben in Afrika: BOXEN!

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Meinolf Pousset 23.5.2014



Schwester Hildegard

Wie so oft hatte ich mal wieder Küchendienst. Chefin war Frau Burghart, Vice war die junge Schwester Hildegard, klein, rundlich und stets freundlich. Frau Burghart hatte einen Schäferhund, der sehr oft in der Küche sein durfte. Eine „zarte“ Beschwerde bei Pater Haag über diesen unhygienischen Zustand hatte keinerlei Erfolg.

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Meinolf Pousset 23.5.2014



Handelsketten

Taschengeld war wohl bei den meisten Klepfern knapp (bemessen). So auch bei mir bzw. uns, d.h. bei meinem jüngeren Bruder Meinolf und mir. Schließlich mussten unsere Eltern zwei Söhne finanzieren, auch wenn es für den zweiten Missions-Rabatt gab. Es waren wohl 60 + 30 DM, als 90 DM, die unsere Eltern bezahlten. Dazu kamen natürlich noch die Fahrten mit der Bahn nach Frankfurt a.M. Ganz im Gegensatz zu unserer beider Lebensweg versuchte ich mich deshalb im Missionshaus mit lebhaftem Handel, der tatsächlich meine pekuniäre Situation verbesserte. Einige andere haben sich gleichfalls als Händler versucht.

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Raimund Pousset 22.5.2014



"Wello" und die Ohrfeige

Wenn „Wello“ das Klassenzimmer betrat, brach oft ein ziemlicher Lärm aus. Wir hatten ihn in Musik, meine ich. Beim Krach war ich meistens dabei, ausgerechnet an diesem Tag aber nicht, da habe ich in der ersten Reihe sitzend in der Pause irgendeine nicht gemachte Hausaufgabe abgeschrieben.
Wello stürzt auf mich los in der Annahme, ich sei wieder mal dabei, packt mich und scheuert mir mit der vollen Handfläche eine auf’s linke Ohr.

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Stefan Lutz-Bachmann 22.5.2014



"Wello" und P. Raidt

Wen ich mich richtig erinnere kam zum Schuljahreswechsel 1963 Studienrat Georg Westhauser an das Progymnasium. Wie so üblich haben wir ihm bald den Spitznamen „Wello“ verpasst. Unter uns Schülern ging das Gerücht um, dass es sich beiWello um einen ehemaligen Missionsschüler handle, der bereits im Noviziat derWeißen Väter gewesen sei. Er wurde dann noch in den letzten Kriegsjahren eingezogen und erlitt einen Kopfschuss, dessen Narbe deutlich sichtbar war und von uns despektierlich als „Schießscharte“ bezeichnet wurde.Wello hatte dann im Laufe der Zeit geheiratet und war ab Beginn seiner Lehrtätigkeit mit seiner achtköpfigen Familie in Gruol wohnhaft.

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Fidel Mathias Fischer 21.5.2014



Von Haigerloch bis Königstein - Schulwechsel

Die Zeit, in der ich in Haigerloch war, war eine Zeit des Umbruchs. So wurde 1962 die eigentliche Missionsschule aufgelöst und ich gehörte zum ersten Jahrgang, der ab dato das Progymnasium Haigerloch unter dem damaligen Direktor SD Otto Schick besuchen durfte. Wir wurden von unserer Klasse sehr freundlich aufgenommen und integriert und gewöhnten uns schnell an die neue Umgebung, die neuen Lehrer und vor allem die Tatsache, dass wir jetzt Mädchen in der Klasse hatten, die sich rührend um uns bemühten - manchmal fast schon zu rührend.

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Alfred Epple 20.5.2014



Der Rundlauf

Schon bei der Anmeldung im Missionshaus war ich mächtig beeindruckt von den Stunts, welche die älteren Schüler am Rundlauf ausführten. Dieses Gerät sollte dann auch zu meinem Lieblingssportgerät werden. Ich habe in den Anfangsjahren fast jede freie Minute am Rundlauf verbracht und für mich war es einfach das Höchste, mit etwas Abstand vom Boden im Kreis herumzufliegen, vor allem wenn größere Schüler ihr Beschleunigungspotential mit einbrachten. Als ich dann ein wenig größer war, galt es, mit Schwung am Masten vorbei zu rennen und sich nach oben tragen zu lassen, um sich dann - nachdem man kurz den Ausblick in vermeintlich schwindelnder Höhe genossen hat - zurückfallen zu lassen. Dabei rauschte man oft nur knapp am Masten vorbei und vermied haarscharf einen heftigen Crash. Das war sicher nicht ganz ungefährlich, aber der einhergehende Adrenalinschub war wohl auch ein wichtiger Teil des Vergnügens.

Alfred Epple 20.5.2014



Scotch - und kein Bier auf Hawai

Fidel Mathias Fischer: Haigerlocher Erinnerungen 1962-1965

Ich war in der Zeit von Frühjahr 1962 bis November 1965 Missionsschüler. Auch wenn ich nicht nur schöne Erinnerungen an Haigerloch habe, war es eine Zeit, die mich doch für mein späteres Leben stark geprägt hat. Außerdem kommen mir immer wieder Erinnerungen, die ich auch gerne meinen Söhnen und Enkeln weiter erzähle.

Scotch:

Eine Zeit lang war der stark sehbehinderte Peter Edele, allgemein „Scotch“ genannt, als Hausgehilfe im Missionshaus beschäftigt. Ihm wurde nachgesagt, dass er gelegentliche „Sünden“ einzelner „Klepfer“ dem Superior melde. Er war darum entsprechend beliebt und deshalb auch gelegentlich Zielscheibe von Streichen.

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Fidel Mathias Fischer 20.5.2014



Priester auf ewig

Die Bilder von Hans-Gerd Dauster weckten bei Michael Schönherr emotionale Erinnerungen. Hier ist sein Beitrag:
Das Einstellen der Bilder von Hans-Gerd Dauster war ein Volltreffer, habe ich doch darauf meine ganze Klasse wiedergefunden, der ich 1958 nach 4 Jahren den Rücken gekehrt hatte.
Vieles wühlt mich auf beim Betrachten der Bilder, das beginnt schon mit Nr.1, auf der man die ungewöhnliche Speisesaaldekoration ansatzweise erkennen kann. Diese stammt gänzlich von mir 13-Jährigem (natürlich ohne die integrierte Isenheimer Madonna ☺. Anlass war das 25jährige Priesterjubiläum von Pater Beiter.

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Michael Schönherr 6.5.2014



Der Weckruf

Auch diese Mail erreichte uns nach dem Einstellen der Bilder von Hans-Gerd Dauster:
Die Fotos mit den Herren Patres Buck, Engelbert, PAF, Lückeville, Hirt u.a haben mich besonders gefreut, ich habe sie ja auch erlebt. Eines ist schade, von den Abiturgängen 1956-1960 hört man kaum etwas. Pater Georg Luckner (Trillfingen)könnte z.B. erzählen, wie ein Mitschüler in Großkrotzenburg für Aufregung und allgemeines Gelächter sorgte. Hörten wir doch einem Vortrag von P. Provinzial Gypkens ganz andächtig zu und plötzlich ein schrilles Geklingel: Ein ganz gewöhnlicher Taschenwecker riss uns aus unserer Aufmerksamkeit. Ein bedauernswerter Mitschüler brauchte einige Sekunden, bis er das "Corpus Delicti" in seiner Hosentasche fand und abstellen konnte... und noch eine Geschichte, die allerdings mir passiert ist. Ich war ein mittelmäßiger Schüler, aber Mathe machte mir Spaß. An einem schon warmen Sommervormittag waren die Fenster Richtung Tal schon auf und wir warteten voll banger Erwartung auf die Rückgabe unserer diesmal besonders schweren Mathearbeit. Das "befriedigend" schockierte mich und impulsiv warf ich mein Heft zum Fenster hinaus. Das Dumme war nur, dass zwei oder drei meinem Beispiel folgten. Ein "blauer Brief" war die Folge.

Edmund Seemann 6.5.2014



Mathe statt Sport

Zu unserer Zeit war es möglich, dass Schüler, die etwas älter waren und ordentliche Schulleistungen brachten, eine Klasse überspringen konnten. Zu dieser Kategorie gehörten auch Otto Mayer und ich. Wir übersprangen die Quinta und fingen im neuen Schuljahr in der Quarta an. Ganz nebenbei bemerkt, wir wurden von den neuen Klassenkameraden ganz super aufgenommen.
Da uns doch einiger Unterrichtsstoff, vor allem in den Hauptfächern fehlte, durften wir während der Sportstunden im Klassenzimmer gemeinsam lernen und somit den verpassten Unterrichtsstoff nachholen. Alles schön und gut, aber was machen zwei Jugendliche, die man in einem Klassenzimmer allein lässt, um zu studieren? Alles - nur nicht studieren. Ich habe es sehr genossen, den Klassenkameraden heimlich beim Sport zuzuschauen, zumal Sport wahrlich nicht mein Lieblingsfach war. Das ging auch eine Weile gut, aber insgesamt war da doch zu wenig Action. Will heißen, irgendwann fingen wir an, Fange zu spielen und uns gegenseitig über Tische und Stühle zu jagen. Der damit einhergehende Lärm schreckte einen Pater - ich weiß nicht mehr wer es war, aber wahrscheinlich P. Bumüller, der direkt über unserem Klassenzimmer residierte - auf und er stürzte ins Klassenzimmer, um dem verrückten Treiben ein Ende zu machen. Ab dato war nichts mehr mit "Studieren" während der Turnstunde. Wir mussten schön brav den Sport mitmachen. Das war nicht weiter schlimm und auch die Verluste, die wir durch die mangelnde Aufholarbeit erlitten, waren langfristig zu verschmerzen. Die Zeit, die ich mit Otto damals "studierenderweise" verbracht habe, habe ich jedenfalls in guter Erinnerung und unsere Freundschaft wurde dadurch sicher gefestigt.

Alfred Epple 2.5.2014



Ehrenrunde für Basini

Anfänger und „Schwache“ hatten es im Missionshaus nicht immer gut im Kreis der Mitschüler. Sie wurden oft von ihnen gehänselt oder gequält. Bettnässer z.B., für die es vor meiner Zeit offenbar einen eigenen Schlafsaal gegeben hat. Später haben wir bei Adorno und Horkheimer gelernt, dass autoritäre Persönlichkeiten – die sog. „Radfahrer“ -­‐ den psychosozialen Druck immer nur nach unten weitergeben, also strampeln -­‐ und nach oben buckeln

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Raimund Pousset 11.4.2014



Kartoffelernte

Hallo Freunde, als "Gruoler" und Missionsschüler möchte ich auch einige Geschichten zum Besten geben. Wie damals im Herbst üblich wurden wir gerne in der Kartoffelernte bei den umliegenden Höfen zum Auflesen eingesetzt, eine größere Kartoffelspende war dann sicher. Auf dem "Homburger Hof " oberhalb von Owingen gab es für uns wie üblich nach getaner Arbeit ein kräftiges Vesper. Einer meiner Mitschüler konnte leider den Most nicht vertragen. Und es kam, wie es kommen musste. Auf dem abendlichen Heimweg - transportiert auf Hänger mit Traktor - konnte sich das Vesper nicht halten. Wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen. Auf dem Hospach-Hof war ich dann als Lokalmatador der "King". Ich durfte einen Mitschüler bestimmen, der mit mir eine Kuhherde hüten durfte. Während die anderen 300 m weiter bei der "Lese" schwitzten, konnten wir es uns gemütlich machen. Einmal waren einige von uns auf einem anderen Hof vom Vesper enttäuscht und zeigten ihren Unmut durch lautes Pfeiffen, das Ganze hatte noch ein Nachspiel. Da gäbe es noch viel zu erzählen! Wir treffen uns zum 111.Fest! Darauf freut sich Edmund Seemann

Edmund Seemann 4.4.2014




Historische Postkarte

Klaus Weiß hat bei ebay eine rührende Postkarte ersteigert, die der Schüler F.Krathenmacher 1935 an seinen Oberlehrer Breininger schrieb. Die Postkarte zeigt noch das Türmchen des Missionshauses, das wir nicht mehr kennen.

Zur Postkarte

Klaus Weiß 3.4.2014





Tagebuch 1961/62

Hier beschreibt Klaus Weiß den Alltag aus der Sicht des Missionsschülers der Anfangsechziger.
Es ist eine eindrückliche und manchmal beklemmende Zeitreise in eine Welt, die uns heute völlig fremd vorkommt und die für uns Klepfer doch Normalität bedeutete. Ein äußerst wertvolles Zeitdokument, das zum einen viele Erinnerungen wachruft, zum anderen auch dazu beitragen kann, die Erlebnisse von damals aufzuarbeiten. Vielen Dank an Klaus Weiß!


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Klaus Weiß 29.3.2014




Brandbomben

Das Klassenzimmer hieß im Missionshaus „Studiersaal“. Für Ordnung und die Heizung im Winter war der sogenannte „Klassenordner“ verantwortlich. In der Untertertia lag unser Studiersaal links vom Haupteingang, der auch das Missionsmuseum beherbergte. Der Kachelofen stand im Studiersaal in der hinteren linken Ecke. Zu den Heizutensilien gehörte ein Behälter mit Holz, vor dem Zeitungen zum Anfeuern lagen. Ein eiserner Schürhaken war das wichtigste Utensil des Heizers.

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Klaus Weiß 25.3.2014




Schlagseite

Das Missionshaus hatte auch eine Schlag-Seite. Nicht von jedem der Patres, die Lehrer geworden waren, kann das berichtet werden, aber von manchen sehr Markanten. Das ehrt diejenigen, die Schläge ablehnten, umso mehr, war Schlagen als erzieherische Maßnahme doch durchaus sprichwörtlicher Zeitgeist: zu Hause, in der Schule und auch im Internat. Erst, nachdem das Missionshaus als Schule geschlossen worden war, wurde die Prügelstrafe in den Bundesländern unterschiedlich - Baden-Württemberg 1976 als Schlusslicht - endgültig verboten. Darf man davon berichten oder macht unsere Altersweisheit blind und blendet ehemaliges Elend aus? Liest man ältere Berichte von der Zeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Missionshaus, fällt aus, dass von häufigerem Schlagen berichtet wird, als zu meiner Zeit und folglich auch mehr die Angst davor grassierte. Ich selbst kann mich an das demütigende Tatzen-Spiel erinnern, das P. Buse gern und häufig vor der ganzen Klasse zelebrierte. Diesem unserem Superior verdanke ich meine einzige Tatze. Er packte den linken Arm des Opfers und hieß die Hand ausstrecken; dann klatschte, von seiner Rechten geführt, ein Lineal oder Stock auf die zagenden Fingerkuppen. Sie glühten alsbald in Burgunder-Rot auf, wenn der Sünder bestraft und beschämt wieder in seiner Bank saß und versuchte, den Schmerz wegzukneten. MÖGLICHST NICHT WEINEN! So war es schließlich jung-männlicher Usus und bei Karl May hatten wir es auch gelesen, etwa in „Die Sklavenkarawane“. Eine pädagogische Urszene, der auch schon der 45 im Bunker verblichene „Führer“ ausgesetzt gewesen war. Er hat seiner Sekretärin berichtet, 32 Schläge des Vaters ohne Schreien oder Schluchzen ausgehalten zu haben, weil er bei Karl May gelesen habe, dass dies ein Zeichen von Mut sei. Von im Missionshaus eher seltenen Prügelstrafen auf den nackten Hintern, noch dazu im Privatgemach des strengen Herrn, habe ich unter „Pilo“ schon erzählt. Ohrfeigen setze es dagegen schon häufiger. Selbst der friedliche P. Schröter konnte hier mal zulangen. Überhaupt nicht geschlagen haben meiner Erinnerung nach P. Herrmann und P. Haag. Gelegentlich kann man auf Nachfrage oder im Gespräch auch hören, es wäre in Haigerloch nicht geschlagen worden. Das lässt mich die Stirne runzeln. Lässt hier die Identifikation mit dem Aggressor Unsägliches unsagbar werden? Es wird sich doch an Schläge oft und gut erinnert. Und besonders sensible Seelen brachen wegen dieses Elends, und wohl auch unter der gesamten erzieherischen Rigidität und der Häme der Kameraden, ihre Schulzeit ab. Andere protestierten schon - fast wie im frühen Wetterleuchten der aufziehenden 68er-Jahre – subtil gegen die Prügelpädagogik, auch wenn es nur Gespenster in Bettlaken waren.

Raimund Pousset 22.3.2014



Schlagseite: Erinnerungen

Ausführlich und treffend berichtet Raimund Pousset über seine Erfahrungen über Schlagsei-ten. Gewiss, einiges geht im Laufe der Jahrzehnte unter, anderes wird von der Gloriole des Vergessens in das Reich der ewigen Vergangenheit geleitet. Dennoch überdauern besondere Erlebnisse. Drei solcher Schlagseiten sind mir noch in bester Erinnerung:

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Dr. Hajo Stenger 24.3.2014



Progymnasium

Als wir „Missionsklepfer“, wie uns die Haigerlocher liebevoll zu bezeichnen pflegten, 1962 im Progymnasium ankamen, war das für uns eine ziemlich ungewohnte Welt, was da als Schule rumstand. Und gegenüber wurde auch noch in einem Zimmerchen der accusativus absolutus gepaukt. Nun, so was waren wir in unserem gigantischen Kasten nicht gewohnt, der eine Unmenge von Platz bot, tausend Geheimnisse auf dem Speicher barg, aber langsam immer mehr und mehr vom Schülervolk entvölkert wurde, bis sich eine autonome Schule für den Betreiber nicht mehr rechnete.

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Raimund Pousset 19.3.2014



Pyromanen

Wenn ich den „Rhein in Flammen“ oder die Heidelberger Schlossbeleuchtung sehe, fällt mir stante pede meine Karriere als Haigerlocher Pyrotechniker ein. Alfred Epple hat ja schon von der Mini-Variante in der Adventskerze erzählt, aber aus dieser tiefschürfenden Erfahrung heraus entwickelten wir Schritt-für-Schritt gar Großes. Die Grundchemikalien waren ja einfach zu finden bzw. zu mopsen. Aus dem Gartenhaus mit seinen großen Säcken kam der Unkrautvernichter (Sorry, Br. Hatto?) und aus der Küche (Sorry, Frau Burghardt und Sr. Hildegard!) der Zucker. Das Material damals war also schnell geklaut, doch nun?

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Raimund Pousset 19.3.2014



P. Schröter, Musikus mit Herz – ein bleibendes Erlebnis mit ihm

Michael Schönherr hat unten schon P. Schröter kurz aber treffend charakterisiert. Wenn ich mich an ihn erinnere, fallen mir eigentlich nur schöne Geschichten ein. Bewerten wir das u.g. Aufbrausen nicht zu hoch. Mit großem Engagement hat er sich um die Kirchenmusik im Haus gekümmert: als Organist, Schola- und Chorleiter

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Dr. Hajo Stenger 18.3.2014




Hoch gepokert - tief gefallen (Pater Gypkens)

Meine Eltern verbrachten ihren Sommerurlaub gern in Tirol. Und so fuhr die ganze Familie, d.h. vier Kinder, Mama und Papa im Lloyd 600 1957 in den Sommerferien nach Tannheim in Tirol. Ich hatte gerade das erste Jahr in Haigerloch hinter mir. Als frommer Missionsschüler ging ich natürlich jeden Morgen zur Messe. Und so kam ich eines morgens in die Tannheimer Dorfkirche und traf dort zu meiner ganz großen Überraschung einen Weißen Vater in Zivil: P. Fritz Engelbert aus Großkrotzenburg. Diesen hatte ich bei meinen Ferienbesuchen in dem dortigen Missionshaus Kreuzburg kennengelernt. Bei ihm waren noch drei weitere Personen: P. Franz Gypkens und zwei Frauen, von denen die eine wohl Ärztin war. ...

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Dr. Hajo Stenger 13.3.2014




Der erste Tag im Missionshaus

Hier berichtet Dr. Hajo Stenger von seinen ersten Eindrücken im Missionshaus. Unbedingt lesen!

Dr. Hajo Stenger 24.2.2014




Nachhaltiger Einfluss des Missionshauses

Meine Zeit in Haigerloch hat mich tief geprägt und je älter ich werde, umso mehr wird mir das bewußt. Die früh erlernte Selbstständigkeit, ein umgebremster Freiheitswille und die kritische Sicht auf alle Institutionen wurden ein roter Faden durch mein Leben. Kunst und Literatur wurden mein Lebensinhalt.

Nach den Stationen Nürnberg, Spanien, Frankfurt lebe ich seit 20 Jahren im Allgäu und bin in meiner Freizeit beim Bergsteigen.

Hans Syptroth




Eine WV-Karriere

Das wichtigste aus meiner Haigerlocher Zeit ist - anlässlich einer Kartoffelkollekte in Bittelbronn - die Bekanntschaft mit der Orgelbaufirma Stehle. Dort wurde ich vom Orgelvirus infiziert, der mich seither begleitet. Die Weißen Väter habe ich nach dem Philosphiestudium in Trier, dem Noviziat in Hörstel und dem ersten Semester Theologie in Totteridge verlassen und dann habe ich in Frankfurt meine Theologie zu Ende studiert. Nach kurzer Tätigkeit im kirchlichen Dienst habe ich an der Uni in Mainz vieles mit großem Interesse "erforscht", weil es Spaß gemacht hat. Schließlich habe ich 1976 geheiratet und mein Studium nach der Promotion in Pädagogik beendet, um dann wie meine Frau als Lehrer mein Geld zu verdienen. Nachdem ich mich in der Nähe von Mainz häuslich niedergelassen hatte, habe ich mich weiter meinem o.g. Hobby, dem Orgelbau gewidmet. Dieses trägt mich immer wieder über "Stock und Stein". Und es erfreut mein Herz im Ruhestand, zumal meine Frau auch als Organistin tätig ist. Einzelheiten dazu finden sich auf meiner Homepage www.zimbelsternstenger.de

Dr. Hajo Stenger




Schwarzhandel und erste Liebe

Es gab im missionshaus ja die unglaublichsten tauschaktionen, wenn mal wieder ein "Fresspaket" von zuhause ankam - es wurde gehütet, versteckt, aber auch als anreiz für manch anderes objekt zum tauschen benutzt. da ich bis heute eine süsse naschkatze geblieben bin ( gott bewahre mich vor pest-colera und diabeti ) bekam ich von außerhalb ( ?? ) das erste "radio" - sprich ein kleiner ukw empfänger, der aber nur mit batterie und erdung als antenne funktionierte - und das leider nicht im schlafsaal , sondern ganz oben des weges am stacheldraht des zaunes und ich weiß noch , dass ich gegen "gutes Geld sprich süssigkeiten abends im dunkeln jeden für 5 minuten musik, nachrichten und weltneuigkeiten hören ließ !! wir durften ja später wenigstens kurz vor 20.Uhr die werbung swf und die nachrichten im 1. Programm schauen - und dann ab ins bett bzw. lesesaal - jedenfalls flog der schwarzhandel beinahe deswegen auf - ( d.h. das radio gab kurz darauf den geist auf ) weil unser lieber klassenkamerad Raimund genau da oben die folgenschwere liaison mit heide begann - die ich übrigens dann später am unteren Zaun sprich weg zur stadt mit jutta weber fortsetzte.

Ulrich Birringer am 12.05.2009




Die Rotznase

Günther Hotz, der bei Fräulein Dr. Schmitz in Latein in der ersten Reihe saß, erfand eine geniale Methode, um die Aufmerksamkeit unserer überaus sensiblen Lateinlehrerin von sich weg auf andere Mitschüler zu lenken. Er klebte sich einfach ein Stück Tesafilm zwischen Nase und Oberlippe und leckte daran während der ganzen Stunde. Diese imposante Vorführung und der damit einhergehende verzückte Gesichtsausdruck des Musterschülers muss Fräulein Doktor - wie wir sie liebevoll nannten - ziemlich beeindruckt haben. Sie konnte sich dieses widerliche Gehabe einfach nicht ansehen und Günther wurde nicht ein einziges Mal aufgerufen.

Die Geschichte wurde von Günther mündlich zum Besten gegeben bei unserem letzten Treffen in Haigerloch und hoffentlich wirklichkeitsnah wiedererzählt von A. Epple.




Der Grießbrei

Das Abendessen am Samstagabend war für mich immer der Alptraum der Woche. Es gab nämlich abwechselnd Grießbrei oder Reisbrei häufig in der wundersamen Kombination mit Rhabarbermus. Schon beim Anblick dieser Köstlichkeiten drehte sich mir der Magen um. Damit jedoch nicht genug. Ein Pater ging immer durch die Reihen und sorgte dafür, dass die Jungs auch genügend auf dem Teller hatten und wehe er entdeckte einen jungfräulichen Teller. Da wurde dann schon mal kräftig draufgeschaufelt. Was der gute Pater in der Regel nicht mitkriegte, war jedoch die ungemeine Solidarität unter den Samstagabend-Dinern. Kaum hatte er uns den Rücken zugekehrt, hatten Dixies Teller und meiner die Position gewechselt und ich konnte wieder befreit aufatmen.

Alfred Epple (Freddy), der seit damals nie wieder einen Brei jeglicher Couleur angerührt hat und dessen Frau weiß, das das Auftischen eines solchen Gerichtes ein Scheidungsgrund wäre.



Der Tagebucheintrag

Obwohl Frl Scherzinger, oder Madam, auf meiner Liste der beliebtesten Lehrer ganz oben stand, konnte ich es in der Quarta doch nicht lassen, die neu entdeckten pysikalischen Eigenschaften eines Plastiklineals cum Papierkügelchen (mit Spucke zusammengeklebt) an ihr auszuprobieren. Ich legte das Kügelchen oben aufs Lineal, nahm sie ins Visier, bog das Lineal nach hinten und feuerte. Der Erfolg war so beeindruckend, dass auch mehrere Warnungen seitens Madam meine Aktivitäten nicht bremsen konnten. Schließlich wurde es selbst Frl. Scherzinger zu bunt, und sie beschloss, dem jungen Artilleristen (sprich Rüpel) einen wohlverdienten Eintrag ins Tagebuch zu verpassen. Sie nahm ihre ganze Autorität zusammen, setzte sich mit ernstem Blick hinters Pult, öffnete das Tagebuch und zückte den ... Ja wo war er denn, der Kugelschreiber. Ausgerechnet in diesem Moment konnte sie ihr Schreibzeug nicht finden. (Ein später Gedanke: ob da wohl Freud mit im Spiel war?) Uns Klepfer hatte man im Laufe der Jahre neben vielen anderen guten Eigenschaften auch ein gerüttelt Maß an Hilfsbereitschaft vermittelt, was ich bei dieser Gelegenheit auf eindrucksvolle Weise beweisen konnte. Ich zückte meinen Füller, eilte nach vorne, und bot der verblüfften Madam mein Schreibzeug an, damit sie mir den verdienten Eintrag verpassen konnte. Diese reagierte auf höchst ungewöhnliche und doch so menschliche Weise: sie konnte sich nicht mehr halten vor Lachen und beschloss auf den Eintrag zu verzichten. Wen wundert es, dass Madam bei uns allen so beliebt war.

Alfred Epple (Freddy), der nicht zuletzt aufgrund von Madam´s Einfluss Englisch studiert hat.




Pilo

Pilo war bei den meisten wohl herzlich unbeliebt.  Nicht weil Paul Strudjens Holländer war, sondern weil er Ohrfeigen verteilte und sogar noch prügelte. Und sonst wohl auch sehr rigide war. Ich selbst habe zwar nichts abbekommen, aber andere schon. Also beschloss sich der Tross zu rächen. Und kindlich präzise - an dem Ort, an dem er seine libidinös verschrobenen Obsessionen teils auf nacktem Po zelebrierte - in seinem Schlafzimmer im Dachgeschoss ganz hinten.

Wir verkleideten uns eines Nachts recht passend als Gespenster. Ulrich Birringer, der mutigste (oder frechste?) voran, Stefan Lutz-Bachmann, ich und noch 2 oder drei, die ich nicht mehr erinnere, hinterher. Pilo schoss aufgeschreckt in seinem Bett hoch, als ihn der Strahl der Taschenlampe aus Ulis Hand traf. Wir schossen auch, und zwar als Gespenster zurück in den Schlafsaal im ersten Stock. Die Bettlaken flogen in die Spinde und wir ins Bett, versuchten uns schlafen zu stellen. Denn Pilo würde kommen und sich rächen (ein zweifelhaftes Prinzip, dass heute wieder politisch aktuell ist). Und er kam. Leise schlich er sich durch die Reihen, lauschte an jedem Kopf auf gleichmäßige Atemzüge. Dazu fragte er jedesmal und mit seinem hübschen Holland-Dialekt: "Släfst du son?" Das hielten die meisten aus, aber nicht alle. Irgendeiner (wer war das?) platzte bei der Frage an seinem Ohr vor Lachen und "klatsch" hatte er sich eine Ohrfeige eingefangen. Dann entschwand der Gute nach oben, mehr ist meiner Erinnerung nach auch nicht passiert. Und Pilo entschwand alsbald auch ganz. Ob ihn unser guter jugendbewegter Pater Haag wohl zur Brust genommen hat und an "wirksamere" Stelle stellte?

Der Name "Pilo" stammte von der Schuhcreme, die wir alle im Lädchen im Missionshaus kaufen konnten. Warum Paul gerade diesen Spitznamen bekommen hat, weiß ich nicht mehr. Er hatte ihn sofort und irgendwie war der Name höchst passend. Vielleicht, weil er schmierig und die Seele rabenschwarz war? Man spricht in diesem Zusammenhang ja von der "Wahrheitswitterung" der Kinder. Seit ein paar Jahren wohne ich heute (2001) in einem Haus in Heidelberg, dessen 96jährige Besitzerin, Frau Konsulin Krebs, für Pilos Namen verantwortlich zeichnet. Denn die Schuhcreme Pilo wurde damals von ihrer Firma in Ludwigshafen produziert und später von Henkel aufgekauft. Ich habe ihr die Geschichte von Pilo natürlich schon erzählt.

Raimund Pousset, der mit seiner Geschichte eindrücklich beweist, wie einen die eigene Vergangenheit einholen kann :-)




Fieber

Fieber hatten wir öfter. Die coole Methode war die, das Thermometer hochzureiben, was jedoch ein Risiko darstellte, da das ziemlich ungenau war und manchmal Pater Vogt wieder zurückkam, bevor die richtige Temperatur eingestellt war. Die autoaggressive - aber recht wirksame - Methode dagegen war Seife! Viel Seife in warmem Wasser auflösen und das ekelhafte Gebräu runterschlucken. Eines Winteranfangs, eine wirklich sehr glaubwürdige Zeit, hatten viele Fieber. Eine richtige Epidemie brach aus, so dass sogar das zweite Krankenzimmer aufgemacht werden musste. Da mopsten sich alsbald 12 Leute vor Langeweile. Und was machen also gemopste Buben? Sie suchen standesgemäßen Zeitvertreib, hier in Form einer der häufigeren Schlachten mit den Morgensternen (jedes Handtuch hatte auf einer Seite einen harten Knoten). Die Schlacht wogte hin und her, ein Sieger war nicht auszumachen. Da hatte jemand die Idee, die Munition zu verschärfen, wovon jedes Zimmer in Fülle besaß - besaß es doch jeweils einen Wasserhahnen am Waschbecken. Und Gefäße waren auch überreich vorhanden. Also flogen bald die Wasserbomben durch die Luft und das Kriegsgeschrei hätte fröhlicher nicht sein können. Der Holzdielenboden stand fingerdick unter Wasser. Plötzlich erhob Zeus selbst (in Verkleidung von Pater Vogt) seine Stentorenstimme und schmiss zornesbebend sämtliche Klepfer aus dem Krankenstand, auch die zwei, die wirklich krank gewesen waren.

Noch einmal Raimund Pousset, den wir hiermit offiziell bitten, noch mehr solche Erinnerungen in seinem unnachahmlichen Stil niederzuschreiben.




Herzattacke

Der Plan war simpel, der Hauptakteur schnell gefunden. Seppli wurde vom Rest der Untersekunda dazu auserkoren, während der Lateinstunde von Fräulein Doktor Schmitz einen Herzanfall zu erleiden. Auf ein Zeichen musste er sich zur Seite fallen lassen, wobei ihn simultan 4 Paar helfende Hände vor einem zu schmerzhaften Sturz bewahrten. Das Timing war perfekt und der Fall hätte jedem Stuntmann zur Ehre gereicht. Das darauffolgende Durcheinander - jeder versuchte irgend einen Körperteil des Patienten zu fassen um ihn so rasch wie möglich aus dem Klassenzimmer zu schleifen - muss für unsere liebenswürdige Lehrerin traumatisch gewesen sein. Die von uns mit betroffener Miene vorgetragenen Erklärungen ("Er war ja so verliebt". "Und sein Herz war schon immer schwach") trugen wenig dazu bei, unsere besorgte Lehrerin zu beruhigen. Die tiefe Sorge und Betroffenheit, die wir alle zur Schau trugen, ließ eine Fortsetzung der Lateinstunde als pädagogisch völlig unverantwortlich erscheinen und der Rest der Stunde wurde diskutiert, wie dem armen Josef zu helfen sei und welche schrecklichen Folgen doch so eine Romanze für ein junges Gemüt haben kann.
Einige von uns waren schon ganz große Schlingel, gell, Jacky Black?

Aufgeschrieben von Freddy Epple, den diese Episode noch heute zum Lachen bringt und der sie gerne seinen jungen Rabauken in der Schule erzählt - natürlich nicht aus der Perspektive des Ich-Autors.




Zurück in die 50er Jahre

[...] Pater Schröder war schon etwas unwirsch manchmal, aber als reiner Musikpater schnell versöhnt, nicht nachtragend. Da Musik "Singen" hieß, gab es bei ihm nie Fünfen, so daß er auch schulisch nie gefährlich war. Meist ließ er sogar ganz ungehörige Scherze nach kurzem Aufbrausen durchgehen.
Bumiller war da schon anders, aber natürlich spannend, wenn er in Weltpolitik, Weissagungen und düstere Weltuntergangs-Prophetien abglitt oder über die leibliche Gegenwart des Teufels bei Freimaurern, Kommunisten, Goethe usw mutmaßte. Er ließ unds glauben, daß er ganz besondere Kenntnis über die Satanswelt verfüge und wisse, wie man Zugang zum Teufel erreichen könne. Natürlich berichtete er vom Exorzismus und in Andeutungen von seiner Erfahrung damit.
Er hat auch mein latentes Interesse an Archäologie geweckt, wenn er von der Heuneburg erzählte, wo er mitgegraben habe, von Tut Ench Amon und seinen Priestern, deren Teufelspakt den Ausgräbern von 1929? den Tod brachte.
Manchmal zog er abends die weiße Kapuze über und stapfte die Wandelhalle auf und ab, vor sich hin sinnierend und wie ich glaubte Prophezeiungen empfangend und murmelnd. Da war er ganz Druide. Na ja, jetzt könnte ich gleich seitenweise weiter berichten, jedenfalls bin ich heute mit den Haigerlocher Lehrern etwas versöhnter, als ich es jahrelang war, wenngleich mich der "Bum" nicht eben mochte. Geprügelt wurde natürlich in den Fünfziger noch in jeder mir bekannten Schule, Ohrfeigen gar Tritte konnte es auch beim Pater mal geben und es war nicht so tragisch und auf jeden Fall weniger häufig als in der Volksschule.

Michael Schönherr schickt uns diese Zeilen, die sicher bei vielen lebhafte Erinnerungen wecken.



Grillenkonzert

In der Quarta waren wir in dem Eckklassenzimmer im rechten Flügel, ein recht schönes und helles Zimmer, wie ich mich erinnere. Aber die meisten Erinnerungen betreffen doch die vielen Lausbubenstreiche, welche wir damals angestellt haben. Ich weiß nicht mehr, wem diese geniale Idee zufiel, jedenfalls bohrten wir in die Wände kleine, aber relativ tiefe Löcher und setzten Grillen hinein, die es ja um das Missionshaus herum zur Genüge gab und die sich mittels eines Grashalmes aus ihren Löchern kitzeln ließen. Da wir während des Unterrichts ganz gespannt waren, ob die Tierchen anfingen zu zirpen, waren wir mucksmäuschenstill - eine Situation, die unserer Frl. Doktor doch befremdlich vorkam. Und tatsächlich konnten wir auch bald ein fröhliches Zirpen vernehmen und natürlich haben wir der Lehrerin mit dem Brustton der Überzeugung erklärt, dass WIR während des Unterrichts niemals zirpen würden. Wie genau die Geschichte ausging, vermag ich nicht mehr zu sagen, ich meine mich zu erinnern, dass ich damals so lachen musste, dass ich gar nicht mehr so richtig mitbekam, was um mich herum vorging.

Alfred Epple



Advent, Advent ein Lichtlein brennt

Auch diese wunderschöne Episode gehört zu meinen schönsten Erinnerungen in der damaligen Quarta. In der Aventszeit durften wir bei Fräulein Doktor immer eine Kerze aufs Pult stellen, damit auch die richtige Adventsstimmung aufkam. Dies war in den den ersten Tagen tatsächlich auch der Fall, bis ... ja bis sich einer von uns (war es Klaus Moser?) sich daran erinnerte, dass man mit einer Mischung aus Unkrautvernichter und Zucker die herrlichsten Pyroeffekte - sprich Explosionen - kreiren konnte. Um diese Effekte auch der Jahreszeit entsprechend würdig zu gestalten, wurden einige Adventskerzen von unten ausgehölt und mit dieser wundersamen Mischung befüllt. Wenn jetzt die Lunte - sprich der Docht - gezündet war, brauchte man nur genüsslich zu warten, bis es zu einer kleinen Explosion kam, von der die Quartaner absolut verzückt waren, Fräulein Doktor aber nicht so sehr beeindruckt war. Zumindest konnte sie ihre Begeisterung nicht so richtig zeigen und verbot uns ab Dato jegliches Adventsfeuerwerk.

Alfred Epple



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